Kernaussagen
Der Nachweis von Antigenen aus Patientenmaterial ist der direkte Nachweis des Erregers und bedeutet immer eine
floride Infektion.
Der Nachweis von Antikörpern ist der Nachweis der immunologischen Reaktion auf den Erreger:
-
IgM bedeutet frühe Reaktion
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IgA bedeutet reaktivierte Infektion, Reinfektion oder Chronizität
-
IgG bedeutet späte Reaktion, ggf. Immunität
Einsatzbereiche serologischer Antikörperbestimmungen zur Verhinderung nosokomialer Infektionen bei
Einsatzbereiche serologischer Antigenbestimmungen zur Verhinderung nosokomialer Infektionen bei stationärer Aufnahme von Patienten
mit dem V.a. respiratorische oder gastrointestinale Virusinfektionen zur schnellen
Entscheidung über Isolierungsmaßnahmen oder Indikation zur Therapie (Beispiel Influenza).
Im Folgenden hat die Präanalytik, d. h. die Mitwirkung des einsendenden Arztes entscheidenden
Einfluss auf valide Laborergebnisse:
-
Bei der Untersuchung von Serum/Liquor-Paaren müssen beide Materialien zum gleichen
Zeitpunkt entnommen werden, da sich der Zustand einer Schrankenfunktionsstörung innerhalb
weniger Stunden verändern kann. Die zusätzlichen klinisch-chemischen Parameter wie
Gesamt-IgM und -IgG sowie Albumin aus derselben Probe müssen parallel dazu angefordert
werden.
-
Der Zeitpunkt der Blutentnahme sollte nicht unmittelbar nach dem Mittagessen gewählt
werden, da Lipämie serologische Antikörperbestimmungen stört. Die Verhinderung von
Hämolyse bei der Venenpunktion ist zu beachten, da auch diese zu falschen Ergebnissen
führen kann.
-
Die Interpretation der gemessenen Werte kann immer nur so treffend sein, als der Kliniker
Angaben zu Symptomatik und Dauer des Krankheitsgeschehens macht.
-
Die Empfehlungen des Labors sollten vom behandelnden Arzt umgesetzt werden:
– Die Durchführung von Kontrolluntersuchungen, wenn die Erstbestimmung von Antikörpern
in einer sehr frühen Phase der Infektion erfolgte um eine Serokonversion oder einen
Titeranstieg zu erfassen. So sind z. B. Kontrolluntersuchungen bei Borreliose bis
zu 6 Wochen nach Symptombeginn sinnvoll.
– Die Vermeidung überflüssiger Kontrolluntersuchungen bei reaktivierten Virusuntersuchungen
(Ausnahme Zoster)
– Die Durchführung einer Materialneueinsendung bei Antigenbestimmungen bei unzureichender
Qualität oder Menge der Probe bei Ersteinsendung.
Die Entscheidung über den sinnvollen Einsatz unterschiedlicher Methoden und die Einsendung
entsprechenden Materials sollte bei Unklarheit vor Einsendung mit dem Labor besprochen
werden:
-
So ist zum raschen Virusdirektnachweis bei Virusinfektionen im Respirationstrakt (RS-,
Influenza-Viren, etc.) bzw. im Gastrointestinaltrakt (Rota-, Adeno-Viren, etc.) die
Einsendung von mit 0,9 %iger Kochsalzlösung befeuchteten Abstrichtupfern ohne Transportmedium
bzw. von Stuhlproben sinnvoll.
-
Zum Nachweis einer Neuroborreliose ist die intrathekale Antikörperbildung über ein
Serum/Liquor-Paar geeignet (incl. der Durchführung des Westernblots).
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Der Nachweis einer FSME gelingt über den positiven IgM-Nachweis aus Serum, bestätigenderweise
ebenfalls über den Nachweis einer intrathekalen Antikörperproduktion über ein Serum/Liquor-Paar.
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Zum raschen Erstnachweis einer akuten HSV-Encephalitis ist die PCR aus Liquor geeignet.
-
Zum Nachweis einer akuten ZNS-Infektion durch Enteroviren wird die Einsendung einer
Stuhlprobe zur Durchführung der PCR empfohlen, da die Nachweisrate aus Stuhl höher
ist als aus Liquor (36 % vs. 20 %; Enterovirus-Surveillance 2005 – 2007) [13]
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- 13 Auto R. Ergebnisse der Enterovirus-Surveillance 2005 – 2007 (Stand: Mai 2008). www.nlga.niedersachsen.de > Enterovirus-Surveillance
1 *Herrn Prof. W. Jilg (Regensburg) danke ich für wertvolle Anregungen zur Hepatitis.
Dr. med. Carmen Stolz-Heinrichs
Institut für Klinikhygiene, Medizinische Mikrobiologie und Klinische Infektiologie
Klinikum Nürnberg
Prof.-Ernst-Nathan-Str.1
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