Dialyse aktuell 2008; 12(3): 138-139
DOI: 10.1055/s-2008-1079294
Fachgesellschaften

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Von der Küste bis zu den Alpen - Nord- und Süddeutsches Pflegesymposium

Further Information

Publication History

Publication Date:
05 June 2008 (online)

 
Table of Contents
Zoom Image

Mit dem Nord- und Süddeutschen Pflegesymposium vom 04.-05. und 11.-12. April 2008 mit beinahe identischem Programm konnten wir allen deutschen Transplantationspflegekräften die Möglichkeit zur Fortbildung geben. Die positive Resonanz der Teilnehmer beider Symposien hat uns dazu bewegt, diese auch im nächsten Jahr wieder durchzuführen. Während der Diskussionen am Abend wurde deutlich, wie wichtig der Erfahrungsaustausch ist.

Da Barbara Gnatz über viel Erfahrung in der Transplantationspflege verfügt, konnte sie uns eindrucksvoll aufzeigen wie sehr sich diese in den letzten 30 Jahren verändert hat: "Vor der OP musste der Patient von den Achselhöhlen bis zu den Knien vollständig rasiert werden". Zudem galt es, ein Wannenbad zu nehmen - mit Jodseife. Nach der OP wurde der Patient mit sterilen Tüchern abgedeckt und für wenigstens 14 Tage in einer sterilen Einheit untergebracht. Das gesamte Personal musste sich grundsätzlich vor Betreten der Sterileinheit mit Jodseife duschen und sterile Kleidung, Haube, Mundschutz und Überschuhe anziehen.

Auch gab es aufwendige Formeln um die Flüssigkeitseinfuhr zu errechnen. Wie sich jedoch zeigte, war die völlige Isolation der Patienten für die Genesung nicht immer hilfreich. Heute wird der Patient zweimal am Tag gewogen um die Flüssigkeitsbilanz genau zu dokumentieren. Die Isolation ist aufgehoben - trotzdem haben die Patienten nicht mehr Infektionen und der Genesungsprozess verläuft schneller.

#

Kontrolle der Haut ist wichtig

Aufgrund der Immunsuppressiva sind die Patienten nach der Transplantation infektanfälliger. Prof. Petra Reinke und Prof. Michael Fischereder schilderten uns sehr eindrucksvoll wie sich die Infektionen im Laufe der Jahre verändert haben. Heute kann man CMV-Infektionen (Zytomegalievirus) sehr gut behandeln, zum einen durch neue antivirale Medikamente und zum anderen durch Untersuchungen, die frühzeitig die Viruslast nachweisen. Andererseits gibt es heute Infektionen, die früher nicht bekannt waren, zum Beispiel die Poliomaviren. Die Veränderungen der Infektionen - andere Erkrankungen, neue Symptome - machen einen ständigen Lernprozess notwendig, um unseren Aufgaben auch in Zukunft gerecht werden zu können.

Die Dermatologen Dr. Monika Hackethal und Dr. Claas Ulrich, Berlin, machten deutlich, wie wichtig die Kontrolle der Haut nach Transplantation ist, da durch die geschwächte Immunabwehr Hauttumoren schneller entstehen können. Eine der wichtigsten Erkenntnisse für uns: Wir sollten die Patienten auf einen konsequenten Sonnenschutz mit hohem Lichtschutzfaktor hinweisen. In Zukunft können wir ihnen besser erläutern, warum sie die Sonne meiden sollten und regelmäßig den Hautarzt aufsuchen müssen. Um die Hauttumoren erfolgreich zu behandeln, stehen verschiedene Therapiemöglichkeiten zur Verfügung. Wie gezeigt werden konnte, hemmt Sirolimus bei gleichzeitiger immunsuppressiver Wirkung das Tumorwachstum und blockiert die Entstehung Hauttumoren betreffender UV-induzierter Mechanismen auf unterschiedliche Weise.

Im Vortrag von Dr. Gottfried May und Petra Hecker "Urin markiert unseren Weg" ging es auf amüsante Weise in erster Linie darum daran zu erinnern, wie wichtig die Zusammenarbeit zwischen Arzt und Pflegepersonal ist. Damit der Arzt nach Urinuntersuchungen bestmöglich therapieren kann, muss die Urinentnahme akkurat durchgeführt und die Patienten richtig aufgeklärt werden. Nicht immer ist es nötig, jeden Harnwegsinfekt mit Antibiotika zu behandeln.

#

Patientenbericht gibt Kraft für Arbeitsalltag

Cornelia Czerwinski erläuterte uns das Konzept der Müritz Klinik für MRSA-positive Patienten: Sie werden komplett isoliert, für das Personal sind Händedesinfektion, Mundschutz und Beta-Lösung zur Körperwaschung Pflicht. Neben der Küche werden die Reinigung, die Planung, die Rezeption und die hygienebeauftragte Schwester über den Fall informiert. Um die Maßnahmen möglichst frühzeitig zu planen, sollten die Krankenhäuser die Reha-Einrichtung vorab informieren. Auch wenn nicht alle Reha-Maßnahmen durchgeführt werden können, ist mit hohem Engagement aller Beteiligten im Einzelfall eine Rehabilitation mit MRSA-Besiedlung möglich.

Kerstin Peter, Ilka Ahrent und Kornelia Krimmling bieten in der Müritz Klinik die Kunsttherapie als eine spezielle Form der psychischen Betreuung an. Die Kunsttherapie (z. B. malen, schreiben) unterstützt den Patienten in der Krankheitsverarbeitung und -bewältigung und hilft beim Umgang mit der neuen Lebenssituation. Wahrnehmungsfähigkeit und Eigenverantwortung werden gefördert, Ängste abgebaut.

Die Ziele der Rehabilitation nach Transplantation sind Dr. Dirk Janek zufolge

  • die Verbesserung der körperlichen und funktionellen Leistungsfähigkeit

  • Hilfe bei der Krankheitsbewältigung

  • Gesundheitstraining bezüglich Begleit- und Folgeerkrankungen

  • Erhöhung der Compliance/Eigenverantwortung

  • Verbesserung des Wohlbefindens

  • Erwerbsfähigkeit.

Das Konzept der Müritz Klinik, um diese Ziele zu erreichen besteht aus physischem Training, psychologischer Betreuung, der Schulung gesundheitsförderlicher Verhaltensweisen, einer beruflichen Beratung und medizinischem Monitoring.

Das Süddeutsche Pflegesymposium endete mit einem Patientenbericht. Herr H. Kohler, vor dreieinhalb Jahren transplantiert, schilderte die Diagnose, die zur Dialysepflichtigkeit führte, die Dialysezeit, die Transplantation und das Leben danach. Für jeden von uns ist es immer wieder ein Erlebnis, wenn Patienten über persönliche Erfahrungen berichten. Zu sehen, dass unsere Arbeit von Erfolg gekrönt ist und die Dankbarkeit des Patienten zu spüren, gibt uns immer wieder Kraft den Arbeitsalltag zu meistern.

An dieser Stelle möchten wir Prof. Petra Reinke von der Charité Berlin, Dr. Dirk Janek von der Müritz Klinik, Prof. Michael Fischereder von der LMU München und Dr. Thomas Breidenbach vom Klinikum Augsburg sehr herzlich für die organisatorische Unterstützung danken. Unser Dank gilt auch der Firma Wyeth, die diese beiden Symposien durch ihr großes Engagement zu einem wertvollen Beitrag der beruflichen Fortbildung für uns Pflegende in der Transplantationsmedizin gemacht hat. In Kürze können Sie alle Vorträge im Internet unter www.aktxpflege.de nachlesen.

Petra Hecker

1. Vorsitzende AKTX-Pflege e.V.

Barbara Gnatz

Beisitzerin AKTX-Pflege e.V.

 
Zoom Image