Rofo 2008; 180(6): 496
DOI: 10.1055/s-2008-1079355
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Stumpfes Milztrauma - Neues CT-Bewertungssystem verbessert Therapiemanagement

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Publication Date:
26 May 2008 (online)

 

Bei welchen Patienten ist nach einem stumpfen Milztrauma eine Angioembolisation, ein operatives Vorgehen oder eine konservative Therapie angeraten? Vor dem Hintergrund dieser Frage evaluierten Marmery et al. ein neues MDCT-basiertes Bewertungssystem und verglichen es mit dem gängigen Graduierungssystem der AAST (American Association for the Surgery of Trauma). AJR Am J Roentgenol 2007; 189:1421-1427

Dem Studienkollektiv von 400 Patienten gehörten 261 männliche und 139 weibliche, im Durchschnitt 38,5 Jahre alte Patienten mit stumpfem, hämodynamisch stabilen Milztrauma an. Alle Patienten wurden in einem 4- oder 16-zeiligen CT mit Kontrastmittel untersucht. Der Grad der Milzverletzung wurde jeweils gemäß den Richtlinien der AAST-Skala bestimmt. Die Behandlung bestand entweder aus einem chirurgischen Eingriff, einer Milzarterienarteriografie mit oder ohne Embolisation oder aus einem konservativen Management. Retrospektiv wurden alle CT-Untersuchungen nach den Kriterien der neuen Einteilungsskala betrachtet. Die Autoren erstellten anhand beider Systeme "Receiver Operating Characteristics Curves" (ROC-Kurven) für alle Interventionen. Die Fläche unterhalb der ROC-Kurven überstieg beim neuen Bewertungssystem für Milzarteriografien, Operationen und für beide Interventionen 80%. Daraus ergibt sich eine mehr als 80%ige Wahrscheinlichkeit, eine korrekte Therapieentscheidung zu treffen. Damit übertraf das neue System die Werte der AAST-Skala für alle Interventionen. Als statistisch signifikant erwiesen sich die Unterschiede bei der Arteriografie und bei der Kombination aus Angiografie und Operation. Bei der Entscheidung zur Operation waren beide Systeme gleich effektiv.

Milzruptur mit bandförmiger Lazeration (Bild: Prokob et al (Hrsg.). Ganzkörper-Computertomographie. Thieme 2007).

Zur Verifizierung dieser Ergebnisse einer Institution sind gemäß der Autorengruppe weitere, vorzugsweise prospektive Multicenter-Studien erforderlich.

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