Tierarztl Prax Ausg G Grosstiere Nutztiere 2018; 46(02): 87-93
DOI: 10.15653/TPG-170566
Originalartikel – Original Articles
Schattauer GmbH

Anwendung der selektiven Entwurmung in deutschen Pferdebetrieben

Utilization of selective anthelmintic therapy on horse farms in Germany

Authors

  • Celine Simoneit

    1   Institut für Veterinär-Epidemiologie und Biometrie, Freie Universität Berlin
  • Janina McKay-Demeler

    2   Institut für Parasitologie und Tropenveterinärmedizin, Freie Universität Berlin
  • Roswitha Merle

    1   Institut für Veterinär-Epidemiologie und Biometrie, Freie Universität Berlin
Further Information

Publication History

Eingegangen 20 September 2017

Akzeptiert nach Revision 13 March 2018

Publication Date:
04 May 2018 (online)

Zusammenfassung

Gegenstand und Ziel: Ein wichtiger Bestandteil für eine gute Tiergesundheit in Pferdebetrieben ist das Entwurmungsmanagement. Ziel der Studie war, Unterschiede im Management zwischen Betrieben mit strategischer und selektiver Entwurmung darzustellen. Material und Methoden: Mithilfe eines Online-Fragebogens wurden von Pferdehaltern Informationen zu den Entwurmungsgewohnheiten sowie zu Haltung und Hygienemaßnahmen erhoben. Ergebnisse: Zur Auswertung standen 283 Fragebögen zur Verfügung. Insgesamt 155 Betriebe führten eine strategische, regelmäßige und 77 Betriebe eine selektive Entwurmung durch. Bei Betrieben mit selektiver Entwurmung handelte es sich eher um kleinere, privat organisierte Pferdehaltungen. In diesen Betrieben wurden Neuzugänge stärker kontrolliert und die Weiden häufiger entmistet. In Betrieben mit selektiver Entwurmung erfolgte die anthelminthische Behandlung signifikant häufiger entweder gar nicht oder nur einmal pro Jahr (55%), während 97% der Betriebe mit strategischer Entwurmung häufiger als einmal pro Jahr entwurmten (p ≤ 0,001). Die jährlichen Kosten für Entwurmung und Kotprobenuntersuchungen pro Pferd lagen in Betrieben mit selektiver Entwurmung durchschnittlich 37,50 € höher als in Betrieben mit strategischer Entwurmung. In 69% der Betriebe mit strategischer Entwurmung waren die Befragten bereit, das bestehende Entwurmungsmanagement zu ändern, und 43% hatten Interesse, die selektive Entwurmung einzuführen. Schlussfolgerung und klinische Relevanz: Bei selektiver Entwurmung erfolgen deutlich weniger anthelminthische Behandlungen. Die resultierenden Einsparungen heben allerdings nicht die höheren Kosten für Kotprobenuntersuchungen auf. Insgesamt bestand eine geringe Bereitschaft, das Weidemanagement zu verbessern. Die Kombination aus gutem Weideund Entwurmungsmanagement hat große Bedeutung für eine erfolgreiche Durchführung der selektiven Entwurmung.

Summary

Objective: Deworming management is important for a good herd health status in horses. The aim of this study was to present differences between farms using a regular deworming management and a selective anthelmintic therapy approach (SAT), respectively. Material and methods: An online survey was conducted to identify deworming practices on horse farms. The questionnaire included questions on the number of animals kept on the farm, housing, hygiene, and deworming practices. Results: In total, 283 questionnaires were analyzed. A total of 155 farms used a regular deworming management (RD) and 77 farms used a SAT approach. Farms using SAT were more often small, privately organized farms in which recently introduced horses were more thoroughly checked and horse droppings were removed more frequently from the pasture. Most farms using SAT dewormed 0 to once annually (55%), whereas this was only 3% in the case of farms using RD (p ≤ 0.001). Farms using SAT had a higher annual cost of 37.50 € per horse for sample examination and deworming. Many farms using an RD (69%) were willing to change their deworming management and 43% would be interested in introducing SAT. Conclusion and clinical relevance: Using selective deworming reduced the number of anthelmintic therapies required annually. However, the lower costs for anthelmintic drugs did not counterweigh the cost for sample examination. Overall, there was a low willingness to improve the pasture management. A combination of pasture and deworming management is of great importance for a successful selective deworming management.