Zusammenfassung
Gegenstand und Ziel: In einer Feldstudie wurden bei Kühen mit Torsio uteri klinische Parameter, Behandlungsmaßnahmen
und deren Erfolg erhoben. Ziel war, wichtige Faktoren der Diagnose- und Prognosestellung
sowie Konsequenzen für die Therapieentscheidung abzuleiten. Material und Methoden: Unter Praxisbedingungen erfolgte eine systematische Dokumentation von 114 Fällen
einer Torsio uteri. Die Tiere wurden unmittelbar vor der Retorsion und unmittelbar
post partum (p. p.) untersucht. Ergebnisse: Bei guter Geburtsvorbereitung des Muttertieres lag die Letalität der Kälber bei 14,9
%, bei mangelnder Vorbereitung stieg sie auf 58,3 % (p = 0,006). Überschritt die Erkrankungsdauer
12 Stunden, überlebten lediglich 34,8 % der Kälber, während dieser Anteil bei einer
˂ 6 Stunden und einer 6-12 Stunden bestehenden Torsio uteri 85,7 % bzw. 92,2 % (p
˂ 0,001) betrug. In 82,5 % der Fälle erfolgte die Therapie durch direkte manuelle
Retorsion des Uterus mittels Kamer’schem Griff und/oder Hebegriff, in 17,5 % durch
die Brettwälzmethode. Hinsichtlich der Letalität der Kälber (4,7 % vs. 18,2 %; p =
0,139) oder dem Verletzungsrisiko für das Muttertier (31,9 % vs. 42,1 %; p = 0,391)
ergaben sich keine statistisch signifikanten Unterschiede zwischen den Methoden. Ein
zeitlich verzögerter Auszug nach erfolgreicher Retorsion und Abwarten der Aufweitung
des Zervixkanals stellt eine Option bei Zervixenge dar, birgt aber ein signifikant
höheres Verletzungsrisiko für die Kuh (57,2 %) im Vergleich zum sofortigen Auszug
(26,8 %; p = 0,018). Mit steigender Manipulationsdauer nahm auch das Ausmaß an Verletzungen
des Muttertieres signifikant zu (p ˂ 0,001). Schlussfolgerung und klinische Relevanz: Die Qualität der Geburtsvorbereitung kann bei der Kuh mit Torsio uteri als prognostischer
Faktor für das Überleben des Kalbes herangezogen werden. Unter Praxisbedingungen lässt
sich eine Torsio uteri in den meisten Fällen erfolgreich konservativ therapieren.
Eine sachgerechte und indikationsbezogene Anwendung der Brettwälzmethode kann empfohlen
werden. Eine gute Geburtsüberwachung und frühzeitiges Eingreifen im Falle einer Torsio
uteri sind für Krankheitsverlauf und Prognose von entscheidender Bedeutung.
Schlüsselwörter
Gebärmutterverdrehung - Kuh - Geburtsverletzungen - Kälbermortalität