Zusammenfassung
Gegenstand und Ziel: Es wurde geprüft, wodurch die Etablierung der Ernährungsberatung in der Kleintierpraxis
erschwert wird. Ferner werden Unterschiede im Problemlöseverhalten von Tierärzten
bei der Ernährungsberatung dargestellt. Material und Methoden: Repräsentative Online-Befragung von 214 Tierärzten (weiblich/männlich) mittels eines
standardisierten Fragebogens, Faktorenanalyse zur Typisierung der Tierärzte anhand
einer Clusteranalyse. Ergebnisse: Mehr als 90% der Tierärzte waren der Ansicht, dass Fragen der Tierbesitzer zur Fütterung
von Haustieren zugenommen haben, 41% der Tierärzte schätzten den Anteil ernährungsbedingter
Krankheiten auf 20–30%. Gleichzeitig stimmten 70% der Aussage zu, dass die Ernährungsberatung
im Praxisalltag vernachlässigt wird. Nach Angabe der Tierärzte setzen nur knapp 30%
der Besitzer Ernährungsempfehlungen um. Mehr als 80% der Tierärzte nahmen an, dass
Tierbesitzer falsche Angaben zur Fütterung der Tiere machen. In anderen sensiblen
Punkten wie z. B. der häuslichen Situation wurden unrichtige Angaben dagegen auf unter
60% eingeschätzt. Etwa die Hälfte der Tierärzte fühlte sich bei der Ernährungsberatung
nicht kompetent. Weniger als 50% liquidierten für diese Leistung. Eine Fortbildung
zur Tierernährung besuchten nur 18% der Tierärzte. Die Clusteranalyse identifizierte
fünf typische Verhaltensstrategien im Umgang mit der Ernährung, wobei vier davon auf
einem eher geringen Stellenwert der Ernährung basierten. Einige der an Ernährungsfragen
wenig interessierten Tierärzte überweisen an spezialisierte Kollegen (7,2%), andere
wenden sich ratsuchend an die Futtermittelindustrie (28,2%), wieder andere behelfen
sich mit kurzen kostenlosen Fütterungstipps (23,4%) und ein kleiner Teil verdrängt
die Tierernährung weitgehend (13,4%). Es gibt aber auch eine Gruppe an der Tierernährung
besonders interessierter Tierärzte (27,8%). Diese Gruppe war sich der Defizite bei
den fachlichen und kommunikativen Kompetenzen am stärksten bewusst. Schlussfolgerung und praktische Relevanz: Für eine fundierte Ernährungsberatung in der Kleintierpraxis sind ein hoher Spezialisierungsgrad
sowie praktikable Lösungen für die Anamneseerhebung und die Liquidierung notwendig.
Summary
Objective and aim: The study aimed to identify barriers to the implementation of nutrition consultation
in veterinary practice. Differences between individual veterinarians in their problem-solving
strategies in nutrition consultation were investigated. Materials and methods: Representative online survey of 214 veterinarians (female/male) using a standardized
questionnaire. Statistical analysis by correlations, t-test, analysis of variance
and factor analysis as well as cluster analysis of types of veterinarians. Results: Over 90% of vets had seen an increase in owners‘ questions on feeding pets. Forty-one
percent estimated the percentage of patients suffering from nutrition-related diseases
in their practice to be 20–30%. At the same time, 70% of vets agreed that nutrition
consultation was neglected in every-day practice. Vets estimated that only 30% of
owners complied with recommendations on nutrition. Over 80% of vets presumed that
pet owners gave false information on feeding. For other sensitive questions, including
domestic and financial situations, the percentage of presumed false information was
below 60%. Approximately 50% of the vets did not feel sufficiently competent with
regard to nutrition consultation. Less than 50% asked for payment of nutrition consultation.
Only 18% had taken part in continuing education in animal nutrition. The cluster analysis
identified five different strategies to cope with nutrition consultation, four of
which were based on a low priority for nutrition in their own practice. Some vets
referred nutrition problems to specia - lized colleagues (7.2%), others consulted
with representatives of pet food companies (28.2%), another group offered free, quick
tips (23.4%), and a small percentage ignored nutrition (13.4%). There was one group
with a strong interest in nutrition (27.8%). It is remarkable that this group felt
the least competent in small-animal nutrition. Conclusion and practical relevance: The study demonstrates that sound nutrition consultation in small-animal practice
requires a high degree of specialization. In addition, special coping strategies to
obtain a sound nutrition history and a fair payment are necessary. Vets fulfilling
these conditions may find a wide field of work.
Schlüsselwörter
Ernährung - Fütterung - Fortbildungsbedarf - Compliance
Keywords
Nutrition - feeding - continuing education needs - compliance