NOTARZT 2019; 35(02): 85-98
DOI: 10.1055/a-0807-4359
CME-Fortbildung
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Neugeborene: Erstversorgung und Reanimation ohne Kinderarzt

Newborns: Primary Care and Resuscitation without a Paediatrician
Fabian Kaßberger
Further Information

Publication History

Publication Date:
09 April 2019 (online)

Zusammenfassung

Die Erstversorgung von Neugeborenen nach Geburt ist für alle Beteiligten im Rettungsdienst aufgrund der Seltenheit und fehlender Routine eine besondere Herausforderung. Die Anpassung des Neugeborenen an die „neue Umgebung“ verläuft zwar meist ohne Probleme. Kommt es jedoch zu Störungen dieser Anpassung, sind rasches Handeln und spezielles Wissen gefragt. Handlungsgrundlage ist dabei die aktuelle Leitlinie des European Resuscitation Council [1]. Der Beitrag liefert eine Zusammenfassung der wichtigsten Punkte – angepasst an die präklinische Situation im Rettungsdienst.

Abstract

The primary care of neonates after birth is, due to the rarity and lack of routine, a particular challenge for all participants of the Emergency Medical Service. The adaption of the newborn to the new environment usually proceeds without any complications. If, however, disruptions occur, prompt action and specific knowledge are required. Recommendations of action are delivered by the current guidelines of the European Resuscitation Council. The article provides a summary of the main criteria – adapted to the preclinical setting of the Emergency Medical Service.

Kernaussagen
  • Nur wenige Neugeborene benötigen Reanimationsmaßnahmen.

  • Wärmeerhaltende Maßnahmen sind lebensrettend.

  • Der Zustandsbeurteilung des Neugeborenen umfasst Atmung, Herzfrequenz und Muskeltonus. Die Herzfrequenz ist der beste Parameter zur Zustandsbeurteilung.

  • Die Zuordnung in die Zustandsgruppen vital/deprimiert/avital erleichtert die weitere Versorgung.

  • Die Öffnung der Atemwege und die Maskenbeatmung sind die ersten und wichtigsten Reanimationsmaßnahmen. Unterbleiben sie oder werden falsch ausgeführt, sind alle weiteren Schritte erfolglos.

  • Hohe Inspirationsdrücke und unkontrollierte Sauerstoffgabe vermeiden. Alternative Atemwegshilfen erwägen. Intubation nur durch Geübte.

  • Herdruckmassage bei Bradykardie < 60/Minute trotz adäquater Beatmung:

    • 2-Daumen-Methode,

    • Frequenz 120/Minute,

    • Kompressions-Ventilations-Verhältnis 3 : 1.

  • Adrenalin bei anhaltender Bradykardie trotz adäquater Reanimation: 0,1 ml der verdünnten Lösung (1 : 10000) pro Kilogramm Körpergewicht.

  • Volumenbolus: 10 ml pro Kilogramm Körpergewicht – aber Zurückhaltung bei Frühgeborenen.

  • Bei schwierigen Venenverhältnissen intraossären Zugang erwägen.