Der Klinikarzt 2019; 48(11): 462-468
DOI: 10.1055/a-1024-3284
Schwerpunkt
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Therapie der ambulant erworbenen und nosokomialen Pneumonie

Aktuelle Herausforderungen
Evelyn Kramme
1   Klinik für Infektiologie und Mikrobiologie, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein Campus Lübeck
,
Klaus Dalhoff
2   Medizinische Klinik III, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein Campus Lübeck
,
Santiago Ewig
3   Thoraxzentrum Ruhrgebiet, Kliniken für Pneumologie und Infektiologie, EVK Herne und Augusta-Kranken-Anstalt Bochum
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Publication Date:
22 November 2019 (online)

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ZUSAMMENFASSUNG

Die ambulant erworbene Pneumonie (community-acquired pneumonia, CAP) ist weltweit die häufigste vital bedrohliche Infektion. In Deutschland wird sie mit zunehmender Alterung der Gesellschaft mehr und mehr zu einer geriatrischen Erkrankung. Entscheidend für die Therapie ist die Schweregradbeurteilung, die nach dem CRB65-Score erfolgt. In der Klinik wird zur Abklärung der Ätiologie eine mikrobiologische Basisdiagnostik empfohlen, diese besteht aus respiratorischer Kultur, Blutkulturen, bei mittelschwerer und insbesondere schwerer Pneumonie auch dem Legionellen-Antigentest im Urin. Weitere Tests sind nach anamnestischen Hinweisen gezielt einzusetzen. Die Auswahl der Therapie wird bei der CAP in erster Linie vom Schweregrad bestimmt. Die Therapiedauer sollte bei CAP nicht mehr als 5–7 Tage betragen.

Die nosokomiale Pneumonie spielt eine Hauptrolle unter den im Krankenhaus erworbenen Infektionen. Die Mehrzahl der Fälle tritt bei beatmeten Patienten auf. Anders als bei der CAP prägen „Problemkeime“ wie Staphylococcus aureus, Enterobakterien und Pseudomonas aeruginosa das Erregerspektrum der nosokomialen Pneumonie. Eine Zunahme multiresistenter Erreger (MRE) wird weltweit beobachtet. Die Wahl der kalkulierten Therapie erfolgt nach dem MRE-Risiko und dem Schweregrad der Infektion. Eine regelhafte initiale Kombinationstherapie wird nur noch dann empfohlen, wenn sowohl ein erhöhtes MRE-Risiko als auch Schweregradkriterien vorliegen. Deeskalation und Antibiotic Stewardship (ABS) sind integraler Bestandteil des Therapiekonzepts, dabei geht es vorrangig um die Begrenzung des Antibiotikaeinsatzes.