Kardiologie up2date 2025; 17(04): 373-389
DOI: 10.1055/a-2479-7000
Psychokardiologie und rehabilitative Medizin

„Geschockt“ – Das Leben von ICD-Patient*innen in biopsychosozialer Perspektive

Authors

  • Jonas Nagel

  • Christine Zelenak

  • Christoph Herrmann-Lingen

Der implantierte Defibrillator (ICD) kann einen Beitrag zu einem längeren Leben mit guter Lebensqualität leisten. Zugleich stellt neben der jeweiligen Grunderkrankung auch die Therapie derselben für viele Patient*innen eine Herausforderung dar. Insbesondere wiederholte ICD-Schocks können eine erhebliche psychische Belastung sein und zu psychischen Folgestörungen führen, die ihrerseits Lebensqualität und Prognose ungünstig beeinflussen.

Kernaussagen
  • Es gibt nicht „den geschockten ICD-Patienten“. Bei allen Gemeinsamkeiten ist bei jedem und jeder Patient*in eine individualisierte und ganzheitliche Prävention und Therapie psychischer Folgeprobleme angezeigt. Hierbei sollten zusätzlich bestehende Problemfelder und Belastungsfaktoren mit berücksichtigt werden.

  • Während die ICD-Implantation per se von der Mehrzahl der Patient*innen mit allgemeiner ärztlicher und familiärer Unterstützung gut bewältigt wird, kommt es bei einer relevanten Minderheit zur Ausbildung psychopathologischer Symptome, die mit der somatischen Behandlung interferieren können.

  • Die psychosoziale Begleitung von ICD-Patient*innen sollte bereits im Vorfeld der Implantation mit guter Edukation und emotionaler Unterstützung beginnen.

  • Bei relevanter psychischer Belastung steht ein abgestuftes psychosoziales bzw. psychosomatisch-psychotherapeutisches Behandlungsangebot zur Verfügung.

  • Die Möglichkeit der ICD-Deaktivierung am Lebensende sollte spätestens beim Übergang in ein palliatives Behandlungskonzept mit den Patient*innen und ihren Angehörigen aktiv thematisiert werden.



Publication History

Article published online:
09 December 2025

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