NOTARZT 2025; 41(05): 269-272
DOI: 10.1055/a-2624-7485
Aktuelles

Bedeutung und Stellenwert der Katastrophenmedizin

Authors

  • Peter Sefrin

Einleitung

Eine zunehmende Anzahl an Katastrophen macht eine Auseinandersetzung mit der medizinischen Versorgung von Katastrophenopfern notwendig. Die Katastrophenmedizin fußt auf der Notfallmedizin, ist jedoch durch den Mangel an Ressourcen und einer nicht nutzbaren Infrastruktur gekennzeichnet. Es bedurfte in der Vergangenheit der Überzeugung, dass bei einer Katastrophe letztendlich ein Arzt für die Überlebenssicherung und Wiederherstellung der Schadensopfer zuständig ist. Voraussetzung für die Durchführung einer Behandlung ist eine Priorisierung durch eine Triage. Die S2k-Leitlinie der AWMF „Katastrophenmedizinische präklinische Behandlungsleitlinie“ [1] bietet Orientierung für das medizinische Vorgehen. Ethisch und auch juristisch sind Beschränkungen der individuellen Versorgung berechtigt. Um bei einer Katastrophe kompetent therapieren zu können, bedarf es einer gesonderten Ausbildung z. B. durch spezielle Trainingskurse.

Die Anzahl und Häufigkeit von Katastrophen nicht nur im Ausland, sondern auch in Deutschland hat in den zurückliegenden Jahren zugenommen und damit auch die Sensibilität der Bevölkerung für das Thema Katastrophenschutz ([Tab. 1], [Tab. 2]). Bei Katastrophen handelt sich um Natur-, aber auch um technische und Industriekatastrophen. Zu den Ereignissen mit einer großen Schadenslage gehören neben Natur- (z. B. Hochwasser, Sturm, Starkregen u. a.) und technischen Ereignissen (z. B. Störfälle in der Industrie, Brände, Strom- und Wasserausfall u. a.) auch Terroranschläge (z. B. Angriffe mit Messer und Waffen, Cyberangriffe u. a.). Vor dem Hintergrund der politischen Entwicklungen kommen auch kriegerische Auseinandersetzungen ins Blickfeld. Katastrophenschutz erfordert einen ganzheitlichen Ansatz von Resilienz und Bevölkerungsschutz für alle Gefahren. Neben anderen, ganzheitlichen Maßnahmen des Bevölkerungs- und Katastrophenschutzes sowie zur Resilienz spielt auch die medizinische Versorgung von Betroffenen eine wesentliche Rolle.

Tab. 1 Naturkatastrophen in Deutschland (1985–2024).

Ereignis

Jahr

Folgen

Orkan Wiebke

1990

insgesamt 35 Tote – Gebäude- und Waldschäden

Orkan Lothar

1999

14 Tote, 100 Verletzte

Jahrhunderthochwasser

2002

45 Tote – Elbe, Donau

Orkan Kyrill

2007

13 Tote, zahlreiche Verletzte – deutschlandweite Verwüstung

Hochwasser

2013

8 Tote – Bayern, Sachsen, Sachsen-Anhalt

Flutkatastrophe Ahrtal

2021

über 180 Tote, über 800 z. T. Schwerverletzte

Hitzewelle

2003

2018

2019

2022

Todesopfer ca. 7600

Todesopfer ca. 8700

Todesopfer ca. 6900

Todesopfer ca. 3200

Waldbrände

2018/2022

keine Todesopfer, Verletztenzahlen nicht bekannt – Brandenburg, Sachsen, große Flächen zerstört

Tab. 2 Sonstige Katastrophen (1985–2024).

Ereignis

Jahr

Folgen

Brand Flughafen Düsseldorf

1996

17 Tote, 88 Verletzte – Großbrand

ICE-Unglück Eschede

1998

101 Tote, 60 z. T. Schwerverletzte

Flugzeugabsturz Überlingen

2002

71 Tote, davon 41 Kinder, keine Überlebende

Explosion BASF Ludwigshafen

2016

5 Tote, 44 Verletzte

Loveparade Duisburg

2010

21 Tote, 652 Verletzte



Publication History

Article published online:
08 October 2025

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