Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2011; 46(9): 574-583
DOI: 10.1055/s-0031-1286608
Fachwissen
Anästhesie / Intensivmedizin
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Malaria – Anästhesiologisches und intensivmedizinisches Management

Malaria in anaesthesia and critical care
Gregor Pollach
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
05. September 2011 (online)

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Zusammenfassung

Die Malaria ist mit mehreren hundert Millionen Erkrankten im Jahr eine der wichtigsten Mortalitäts- und Morbiditätsursachen auf der Welt. Auch europäische Anästhesisten kommen durch zunehmende internationale Reise- und Migrationsbewegungen sowie vermehrter Tätigkeit in Auslandseinsätzen mit ihr in Kontakt. Insbesondere die durch Plasmodium falciparum verursachte Malaria Tropica ist immer ein medizinischer Notfall. Wir stellen ihre Implikationen für Anästhesie und Intensivmedizin dar.

Nach einer kurzen Einführung in die Pathophysiologie und die essenzielle Diagnostik werden die Prämedikation und die möglichen Indikationen zur OP bei einer akuten Malaria besprochen. Wir stellen die Alternativen der antiparasitären Therapie, deren Besonderheiten und Komplikationen dar und diskutieren Aufnahmekriterien für die Intensivstation. Auf intensivmedizinische Konsequenzen der Malaria für verschiedene Patientengruppen wird ausführlich eingegangen. Die Malaria weist ein Bündel von syndromartig auftretenden Komplikationen auf, deren schnelle Erkennung und konsequente Behandlung entscheidend für die Prognose der Patienten ist. Die schwersten Komplikationen wie die zerebrale Malaria, die renale und pulmonale Beteiligung sowie die häufig stark ausgeprägte Anämie werden einzeln geschildert.

Das ”daran denken“, die rasche Diagnose, die konsequente intensivmedizinische Therapie der Malaria und ihrer oft typischen Komplikationen lässt die Patienten überleben – ungenügende Prophylaxe, verzögerte Diagnostik und unsachgemäße Therapie töten sie.

Abstract

More than 200 million people suffer from malaria each year. This makes malaria one of the most important causes for morbidity and mortality worldwide. International travel and migration and the involvement in humanitarian operations lead to an enhanced exposure of the European anaesthetist to malaria. Especially malaria tropica (plasmodium falciparum) is always a medical emergency. Its implications for anaesthesia and critical care are given. After a short introduction into pathophysiology and essential diagnostics we discuss the preoperative assessment and the indications for operations on a malarious patient. Alternatives in antiparasitic therapy and its specifics are shown, criteria for ICU admission validated.

Consequences for critical care in different types of patients are explained. Malaria shows a bundle of syndrome-like complications. The early recognition and consequent treatment of these features is extremely important for the prognosis of the patient. The most severe complications like cerebral malaria, its renal and pulmonal problems and the very common anaemia are discussed separately. Early consideration of malaria, rapid diagnosis and consequent therapy of the often typical complications are essential for the survival of the patient.

Kernaussagen

  • Fast alle Malaria-Todesfälle werden durch den Erreger Plasmodium falciparum verursacht. Hochrisikogruppen sind Nichtimmune, Kinder, Schwangere sowie ernsthaft vorerkrankte Personen.

  • Neben dem ”Daran-Denken“ und der Reiseanamnese ist der Nachweis der Plasmodien im Blut mittels Blutausstrich und dicken Tropfen die entscheidende Diagnostik.

  • Dringliche Operationen erfordern eine strenge Abwägung der Operationsindikationen gegen die Gefährdung des Patienten durch die Malaria und müssen unter gleichzeitiger Malariatherapie und Beachtung der malariaspezifischen Komplikationsmöglichkeiten durchgeführt werden.

  • Antiparasitäre Therapie bei komplizierter Malaria wird meist mit Chinin durchgeführt; jede Intensivstation sollte mit einem tropenmedizinischen Zentrum in Kontakt stehen, um es binnen weniger Stunden beschaffen zu können.

  • Als primär multisystemische Erkrankung kann die Malaria viele wichtige Organe syndromartig gleichzeitig beeinflussen, so z. B. Gehirn (zerebrale Malaria), Herz-Kreislaufsystem, Lunge, Nieren, Leber, GI-Trakt und Milz.

Ergänzendes Material