Radiopraxis 2017; 10(03): 130
DOI: 10.1055/s-0043-114830
Brennpunkt
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Wissenschaftsnews

Further Information

Publication History

Publication Date:
25 September 2017 (online)

Schnelle Gehirn-MRT bei Kopfverletzungen von Kindern

Sheridan DC et al. QuickBrain MRI for the detection of acute pediatric traumatic brain injury. J Neurosurg Pediatr 2017; 19: 259–264

In der Pädiatrie ist die CT die diagnostische Standardmethode, wenn der Verdacht auf eine traumatische Gehirnschädigung besteht. Dem sicheren Ausschluss steht die Strahlenexposition gegenüber. Die QuickBrain MRI (qbMRI) könnte eine Alternative darstellen, die eine rasche, strahlenfreie und zuverlässige Abklärung ermöglicht. Dies legt die Pilotstudie mit der CT als Referenzstandard nahe.

Die möglichen Konsequenzen übersehener, klinisch relevanter traumatischer Hirnschädigungen (ciTBI) leistet gerade in der Pädiatrie einer Überdiagnostik Vorschub. Auch wenn nach einem Unfall nur leichte Beschwerden auftreten, erfolgen zur Absicherung häufig CT. Dies hat zu einem deutlichen Anstieg der CT-Untersuchungen geführt. Die kumulative Erhöhung des Leukämierisikos muss dabei in Kauf genommen werden. Die MRT als Alternativmethode hat den Nachteil der langen Akquisitionszeit und kann bei kleinen Kindern nur in Sedierung erfolgen. Die qbMRT erzeugt axiale, sagittale und koronare Aufnahmen in 1–3 Minuten (T2-gewichtet, Fast Spin Echo). Die Methode hatte sich bereits bei Kindern mit Hydrocephalus und ventrikuloperitonealem Shunt bewährt.

Die retrospektive Kohortenstudie schloss 54 Kinder <15 Jahre ein (3,24 Jahre median), die von 2010–2013 nach einem Unfall ins Traumazentrum gekommen waren. 74% und 17% hatten einen Punktwert auf der Glasgow-Coma-Skala >14 bzw. <8. Die CT und MRI wurden nun von 2 Neuroradiologen erneut beurteilt. 34 Kinder wiesen eine ciTBI auf (63%). Zwischen CT und qbMRI lagen durchschnittlich 27,5 Stunden. Die Sensitivität und Spezifität der qbMRI für die Diagnose von pathologischen Hirnbefunden betrugen 85% und 100%. Bei den Patienten mit einer klinisch relevanten TBI stiegen die Werte auf jeweils 100% an. Mit der qbMRI wurden 7 Befunde übersehen. In 6 Fällen lag eine Schädelfraktur mit einem subgalealen Hämatom vor. Der 7. Patient mit einer Kontusion hatte eine negative qbMRI und eine unauffällige CT. Die qbMRI bildete 38 intrakranielle Blutungen ab. Bei 92% konnte die Diagnose weiter spezifiziert werden (intraaxial statt extraaxial). Für eine Mittellinienverschiebung betrugen die Sensitivität 75% und die Spezifität 90%. 2 Patienten hatten eine negative CT und wiesen erst in der durchschnittlich 15,6 und 22,5 Stunden späteren qbMRI eine Mittellinienverschiebung auf. Dies änderte das klinische Management, beide Kinder wurden operiert.

FAZIT

Die Autoren vermuten, dass technische Weiterentwicklungen die Sensitivität und Spezifität der qbMRI weiter steigern dürften. Suszeptibilitätsgewichtete Scans und Gradientenecho nähmen nur wenige Minuten in Anspruch und könnten dazu beitragen. Als Ursache der übersehenen Befunde vermuten sie das zeitliche Intervall zwischen CT und qbMRI. Kleine epidurale Hämatome könnten sich vor der qbMRI subgaleal verlagert haben. Die Ergebnisse sprächen für eine weitere Überprüfung der qbMRI in größeren Studien.

Dr. med. Susanne Krome, Melle