Aktuelle Ernährungsmedizin 2020; 45(03): 227
DOI: 10.1055/s-0040-1710232
Abstracts
Prävention, Lebensstil

5-Jahres Follow-up nach Sport- und Ernährungsanleitung bei Krebspatienten mit Radio-/Chemotherapie: Ist eine nachhaltige Lebensstilmodifikation möglich?

A Grabenbauer
1   Klinikum Coburg, Strahlentherapie, Coburg, Germany
2   Hochschule Coburg, Integrative Gesundheitsförderung, Coburg, Germany
,
K Meißner
2   Hochschule Coburg, Integrative Gesundheitsförderung, Coburg, Germany
› Author Affiliations
 

Fragestellung Ziel war es zu evaluieren, ob eine anhaltende Lebensstilmodifikation fünf Jahre nach einer dreimonatigen Sport- und Bewegungsanleitung bei Krebspatienten während oder nach Radio-/Chemotherapie möglich ist.

Methodik Dazu wurden 36 noch lebende Patienten (von ursprünglich 45 Patienten) zu ihrem Sport- und Ernährungsverhalten sowie zu ihrer Lebensqualität (QLQ C30) qualitativ befragt. Die Körperzusammensetzung wurde mittels BIA erneut gemessen und verglichen.

Ergebnis Nach einer medianen Nachbeobachtungszeit von 62 Monaten zeigte sich ein anhaltender Einfluss auf den Lebensstil, nämlich bei 72 % der Patienten auf die Ernährung, hingegen bei 94 % der Patienten in Bezug auf die körperliche Aktivität.

33 von 36 (92 %) der Patienten gaben an, mindestens einmal wöchentlich aktiv zu sein. Im Mittel wurden 4,5 (Spanne 1-9) Trainingseinheiten pro Woche absolviert und zwar über eine mittlere Dauer von jeweils 64 Minuten. Der allgemeine Gesundheitsstatus (QLQ C30) verbesserte sich signifikant von 54,9 ± 16,1 zum Zeitpunkt des Therapiebeginns auf 70,6 ± 22,4 zum Follow-up (p <  0,001). Symptome, die sich signifikant verbesserten, waren Fatigue, Schmerz, Atemnot und Schlaflosigkeit sowie Übelkeit und Erbrechen. Nahezu alle Funktionalitäten einschließlich der körperlichen-, Rollen, kognitiven- und sozialen Funktionen zeigten sich signifikant verbessert. Die Lebensqualität verbesserte sich von 4,31 ± 1,12 zum Zeitpunkt des Therapiebeginns auf 5,11 ± 1,30 Punkte zum Follow-up Zeitpunkt signifikant (p < 0,001). Die Lebensqualität verbesserte sich mit zunehmender Anzahl der körperlichen Bewegungseinheiten pro Woche. Sie erreichte ein Plateau nach 4 Einheiten pro Woche im Mittel. Die im Rahmen der BIA erhobenen Parameter (Phasenwinkel, BCM, FM) blieben über den gesamten Beobachtungszeitraum nahezu gleich, bis auf eine schwach signifikante Zunahme des BMI (z = -2.011, p = 0,044).

Schlussfolgerung Eine kontinuierliche, personenzentrierte dreimonatige Anleitung zu einer Lebensstilmodifikation kann nach fünf Jahren noch wirksam sein kann, sofern sie psychosozial begleitet und gruppendynamisch unterstützt wird. Die Lebensqualität verbessert sich nur, wenn mindestens drei Bewegungseinheiten pro Woche à 60 Minuten erfolgen. Zukünftige Strategien sind die regelhafte Einbindung der Gesundheitsförderung in die Behandlung möglichst aller Krebspatienten sowie die Erprobung unterschiedlicher Formen der individuell zugeschnittenen Interventionen.



Publication History

Article published online:
16 June 2020

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