Aktuelle Ernährungsmedizin 2020; 45(03): 229
DOI: 10.1055/s-0040-1710238
Abstracts
Prävention, Lebensstil

Unterschiede im Ernährungsverhalten von Seefahrern im Heimatland und an Bord von Handelsschiffen

FA Neumann
1   Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen (IVDP), Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), Präventivmedizin und Ernährung, Hamburg, Germany
,
D Dengler
2   Zentralinstitut für Arbeitsmedizin und Maritime Medizin (ZfAM), Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), Hamburg, Germany
,
V Harth
2   Zentralinstitut für Arbeitsmedizin und Maritime Medizin (ZfAM), Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), Hamburg, Germany
,
J Westenhöfer
3   Competence Center Gesundheit (CCG), Fakultät Life Sciences, Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg (HAW), Hamburg, Germany
,
M Oldenburg
2   Zentralinstitut für Arbeitsmedizin und Maritime Medizin (ZfAM), Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), Hamburg, Germany
,
B-C Zyriax
1   Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen (IVDP), Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), Präventivmedizin und Ernährung, Hamburg, Germany
› Author Affiliations
 

Fragestellung Beschäftigte in der Handelsschifffahrt haben ein erhöhtes Risiko für Krebs- und Herzkreislauferkrankungen. Übergewicht und weitere kardiovaskuläre Risikofaktoren gehen häufig mit einem ungesunden Ernährungsverhalten und Lebensstil einher. Bisherige Untersuchungen erhoben nicht, ob sich das Ernährungsverhalten von Seefahrern im Heimatland und an Bord unterscheidet.

Methodik Die Querschnittserhebungen des Drittmittel-finanzierten Projekts „e-healthy ship“ erfolgten im Zeitraum von Mai bis September 2018 bei europäischen, philippinischen und burmesischen Besatzungsmitgliedern auf drei Handelsschiffen. Die Befragung von 64 Seefahrern zum Ernährungs- und Trinkverhalten erhob, ob 15 Lebensmittel- und 9 Getränkegruppen im Heimatland bedeutend weniger, etwas weniger, gleich viel, etwas mehr oder bedeutend mehr als an Bord verzehrt wurden. Die Auswertung wurde mittels Einstichproben-t-Tests (Testwert = 0) durchgeführt und Cohen´s d als Effektstärke berechnet.

Ergebnis Unabhängig von ihrer Nationalität berichteten Seefahrer, in ihrem Heimatland mehr Gemüse (t = 12,13; p < ,001; d = 1,54), Obst (t = 6,75; p < ,001; d = 0,84) und Fisch (t = 6,83; p < ,001; d = 0,87) sowie weniger Wurst (t = - 7,20; p < ,001; d = 0,96), Nudeln (t = - 5,75; p < ,001; d = 0,75), Chips und gesalzene Nüsse (t = - 4,51; p < ,001; d = 0,61), Cola (t = - 8,33; p < ,001; d = 1,27), Kaffee (t = - 4,94; p < ,001; d = 0,65), gesüßten Tee (t = - 4,59; p < ,001; d = 0,74) und Spirituosen (t = - 4,08; p < ,001; d = 0,60) zu konsumieren als an Bord. Bei 11 Lebensmittel- und 5 Getränkegruppen fanden sich zwischen den Seeleuten signifikante kulturspezifische Unterschiede.

Schlussfolgerung Die bestehenden Bedingungen an Bord von Handelsschiffen beeinflussen das Ernährungsverhalten der Seefahrer, sodass empfehlenswerte Lebensmittel, wie Gemüse, Obst und Fisch, seltener verzehrt werden. Verhältnispräventive Maßnahmen müssen bei der Nahrungsbereitstellung vorgenommen werden, um eine nachhaltige Verbesserung des Ernährungsverhaltens von Seefahrern auf Handelsschiffen zu bewirken. Weitere Analysen von „e-healthy ship“ fokussieren sich auf die Schiffsköche und prüfen, welche Rolle diese bei Maßnahmen der Gesundheitsförderung einnehmen können.



Publication History

Article published online:
16 June 2020

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Stuttgart · New York