Aktuelle Ernährungsmedizin 2018; 43(03): 214
DOI: 10.1055/s-0038-1647153
Freie Vorträge I
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

NutritionDay ICU: Wann wird enterale oder parenterale Ernährung begonnen?

, , nutritionDay ICU Research group
M Schidrich
1   Medizinische Universität Wien, Herz Thorax Gefäßchirurgische Anästhesie und Intensivmedizin, Wien, Austria
,
B Zapletal
1   Medizinische Universität Wien, Herz Thorax Gefäßchirurgische Anästhesie und Intensivmedizin, Wien, Austria
,
I Sulz
2   Medizinische Universität Wien, Zentrum für Medizinische Statistik, Informatik und Intelligente Systeme, Wien, Austria
,
M Anwar
1   Medizinische Universität Wien, Herz Thorax Gefäßchirurgische Anästhesie und Intensivmedizin, Wien, Austria
,
J Geilen
1   Medizinische Universität Wien, Herz Thorax Gefäßchirurgische Anästhesie und Intensivmedizin, Wien, Austria
,
M Bernardi
1   Medizinische Universität Wien, Herz Thorax Gefäßchirurgische Anästhesie und Intensivmedizin, Wien, Austria
,
M Hiesmayr
1   Medizinische Universität Wien, Herz Thorax Gefäßchirurgische Anästhesie und Intensivmedizin, Wien, Austria
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Publication History

Publication Date:
04 June 2018 (online)

 
 

    Einleitung:

    Klinische Empfehlungen von ESPEN empfehlen für Intensivpatienten einen frühen Beginn der enteralen Ernährung innerhalb von maximal 48 Stunden und eine Ergänzung der ungenügenden enteralen Ernährung mit parenteraler Ernährung, wenn das Energieziel deutlich unterschritten wird. (1) Es wird auch empfohlen keine Ernährung bei kritischen Kreislaufverhältnissen oder gastro-intestinaler Intoleranz zu erzwingen.

    Fragestellung:

    Wir untersuchen, ob der Grund für die Aufnahme auf die Intensivstation den Zeitpunkt des Beginns der künstlichen Ernährung bei Patienten in der europäischen nutritionDay Kohorte beeinflusst.

    Methodik:

    8829 von 13043 Intensivpatienten der nutritionDay ICU waren in Europa aufgenommen. Abhängigkeit des Beginns der künstlichen Ernährung wurde mittels general linear modeling (R 3.3.1) nach Adjustierung für Länder, Alter, Geschlecht, SOFA Score und Aufenthaltsdauer ermittelt und als Mittelwerte mit 95% Vertrauensgrenze dargestellt.

    Ergebnisse:

    Am nutritionDay hatten 3283 (37%) enterale Ernährung, 1230 (14%) parenterale Ernährung und 1093 (12%) kombinierte Ernährung. Das mediane Alter war in allen Gruppen 65 Jahre und der Anteil Frauen 35 – 40%. 52 – 71% waren beatmet und 31 – 35% hatten vasoaktive Therapie. Die vorhergesagte Mortalität war 41% bei enteraler, 35% bei parenteraler und 37% bei kombinierter Ernährung. Die beobachtete Mortalität war 33%, 32% und 38%. 60 Tage nach nutritionDay waren von den Patienten mit künstlicher Ernährung 34% gestorben und 15% noch im selben Krankenhaus hospitalisiert.

    In allen Gruppen war bei länger aufgenommenen Patienten die Ernährung signifikant später begonnen worden. Bei enteraler Ernährung 0,21 (CI95 0,2; 0,23) Tage pro ICU Aufenthaltstag, bei parenteraler 0,26 (CI95 0,23; 0,28) und bei kombinierter Ernährung 0,34 (CI95 0,31; 0,37). Abdomineller Grund für die Aufnahme war mit 3,9 Tagen (CI95 2,9; 4,9) späterem Beginn der enteralen Ernährung und früherem Beginn um 1,25 Tage (CI95 0,02 – 2,5) früherem Beginn der parenteralen Ernährung verbunden. Sepsis und neurologische Gründe für abweichenden Beginn (Graphik mit relativen Unterschied im Ernährungsbeginn in Tagen).

    Zusammenfassung:

    Gründe für die ICU Aufnahme sind in der Praxis mit großen Unterschieden im Beginn der künstlichen Ernährung verbunden, die sich nicht durch ESPEN/DGEM Richtlinien erklären lassen.


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