Aktuelle Ernährungsmedizin 2020; 45(03): 239-240
DOI: 10.1055/s-0040-1710265
Abstracts
Onkologie, Geriatrie, Gastroenterologie, Pneumologie

Dynamische Anpassung der parenteralen Ernährung in der frühen Phase des Darmversagens bei Erwachsenen – die Rolle von Natrium

T Jacob
1   Universitätsmedizin Rostock, Abteilung für Gastroenterologie, Endokrinologie und Stoffwechselkrankheiten, Rostock, Germany
,
M Witte
2   Universitätsmedizin Rostock, Abteilung für Allgemein-, Viszeral-, Gefäß- und Transplantationschirurgie, Rostock, Germany
,
J Reiner
1   Universitätsmedizin Rostock, Abteilung für Gastroenterologie, Endokrinologie und Stoffwechselkrankheiten, Rostock, Germany
,
Ä Glass
3   Universitätsmedizin Rostock, Institut für Biostatistik und Informatik in Medizin und Altersforschung, Rostock, Germany
,
G Lamprecht
1   Universitätsmedizin Rostock, Abteilung für Gastroenterologie, Endokrinologie und Stoffwechselkrankheiten, Rostock, Germany
› Author Affiliations
 
 

    Einleitung Darmversagen (DV) ist die Unfähigkeit des Darms die Protein-, Energie- und/oder Flüssigkeits- und Elektrolytbilanz aufrecht zu erhalten mit resultierender Notwendigkeit zur parenteralen Substitution (PS). Beim resektionsbedingten Kurzdarmsyndrom werden der PS-Bedarf und die Adaptationsfähigkeit wesentlich durch die funktionelle Anatomie bestimmt (Typ-I - Jejunostoma, Typ-II - jejunocolische Anastomosose, Typ-III - jejuno-ileo-colische Anastomose). Wir analysierten die Dynamik der PS in der frühen Phase des DV bei Erwachsenen.

    Material und Methoden Monozentrische Verlaufsanalyse von 50 Patn. mit DV und PS über einen Beobachtungszeitraum von 6 Jahren, aufgeteilt in 3 Gruppen basierend auf der funktionellen Anatomie. Vergleich von Volumen (Vol), Natrium- (Na) und Energiegehalt (En) der PS zu Beginn der Therapie bei uns („FIRST“), zum Zeitpunkt der maximalen PS („MAX“) (nach 18 d [Range: 0 - 982]) und zum Ende der Beobachtung („LAST“)(nach weiteren 513 d [Range: 0 - 1864]), Analyse des BMI-Verlauf, der Einflussgrößen auf die BMI-Zunahme und der Reduktion der PS und Entwöhnung.

    Ergebnisse 50 Patn. wurden über 596 d (Range: 41 - 2016) beobachtet. An FIRST hatten 27 Patn. Typ-I-, 16 Typ-II-, 2 Typ-III-Anatomie und 5 funktionelles Darmversagen. Während des Beobachtungszeitraumes erhielten 11 Patn. eine rekonstruktive Chirurgie.

    Bei FIRST benötigten Typ-I-Patn. 2500 ml Vol, 200 mmol Na und 26 kcal/kg En pro Tag und Typ-II-Patn. 1354 ml Vol, 80 mmol Na und 18 kcal/kg En pro Tag.

    Basierend auf klinischen Parametern, Urin-Natrium und -Volumen wurde die PS intensiviert: Typ-I-Patn.: Vol: +500 ml/d, Na: +100 mmol/d, En: +2 kcal/kg/d; Typ-II-Patn.: Vol: +146 ml/d, Na: +48,5 mmol/d, En: +4 kcal/kg/d. Durch die intestinale Adaptation und/oder rekonstruktive Chirurgie war es möglich alle drei Parameter im Verlauf nach MAX bis LAST signifikant zu reduzieren (Typ-I: Vol: -2071 ml/d, Na: -193 mmol/d, En: -21 kcal/kg/d; Typ-II: Vol: -427 ml/d, Na: -64 mmol/d, En: -8 kcal/kg/d).

    Die explorative Analyse zeigte, dass eine Natriumintensivierung mit einem stärkeren Effekt auf die BMI-Zunahme assoziiert war als eine Intensivierung der Volumen- oder Energiesubstitution.

    Schlussfolgerung Initial war eine Intensivierung der PS nötig. Eine suffiziente Natriumsubstitution hat den stärksten Effekt auf eine Wiederherstellung eines normalen BMI. Die spontane Adaptation sowie die rekonstruktive Chirurgie erlauben eine Reduktion und teilweise eine Entwöhnung von der PS.


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    Publication History

    Article published online:
    16 June 2020

    © Georg Thieme Verlag KG
    Stuttgart · New York