Dtsch Med Wochenschr 2018; 143(07): e42-e50
DOI: 10.1055/a-0543-4544
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Arbeits- und Weiterbildungsbedingungen deutscher Assistenzärztinnen und -ärzte in internistischer Weiterbildung: eine zweite bundesweite Befragung durch die Nachwuchsgruppen von DGIM und BDI

Work and Training Conditions of Young German Physicians in Internal Medicine – Results of a Second Nationwide Survey by Young Internists from the German Society of Internal Medicine and the German Professional Association of Internists.
Matthias Raspe
1   Medizinische Klinik m.S. Infektiologie und Pneumologie, Charité – Universitätsmedizin Berlin
,
Anja Vogelgesang
2   Herzzentrum – Kardiologie und Pneumologie, Universitätsmedizin Göttingen
,
Johannes Fendel
3   Institut für Psychologie – Abteilung Wirtschaftspsychologie, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
,
Cornelius Weiß
4   Kardiologie und internistische Intensivstation, Klinikum für Innere Medizin I, Städtisches Klinikum Darmstadt
,
Kevin Schulte
5   Klinik für Innere Medizin IV mit dem Schwerpunkt Nieren- und Hochdruckkrankheiten, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel
,
Thierry Rolling
6   Sektionen Infektiologie und Tropenmedizin, I. Medizinische Klinik und Poliklinik, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
03. April 2018 (online)

Zusammenfassung

Hintergrund Die Zeit der ärztlichen Weiterbildung ist der Grundstein für die Karriereentwicklung junger Internisten und für die Aufrechthaltung einer hochwertigen ärztlichen Versorgung. Bereits 2014 haben die Nachwuchsgruppen der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) und des Berufsverbandes Deutscher Internisten (BDI) eine Befragung ihrer jungen Mitglieder durchgeführt und wesentliche Konfliktfelder beschrieben. Mit dieser überarbeiteten Folgeuntersuchung soll ein aktualisiertes Abbild der Konflikte im Arbeitsleben junger Ärzte erstellt und eine Verlaufsbeurteilung ermöglicht werden. Ein neuer Schwerpunkt ist das Spannungsfeld von Beruf und Familie.

Methoden Ende 2016 wurde eine webbasierte Befragung aller bei DGIM und BDI organisierten Weiterbildungsassistenten durchgeführt. Dafür wurde der Fragebogen von 2014 modifiziert und um Items zur Untersuchung des Spannungsfeldes von Familie und Beruf ergänzt. Zusätzlich wurde erneut das Modell beruflicher Gratifikationskrisen eingesetzt.

Ergebnisse Insgesamt konnten 1587 Fragebögen ausgewertet werden. Im Vergleich zu 2014 ergeben sich keine wesentlichen Änderungen. Die psychosoziale Arbeitsbelastung unter den Teilnehmern ist weiterhin sehr hoch. Ein strukturiertes Weiterbildungscurriculum und qualitativ hochwertige Weiterbildungsgespräche sind mit einer geringeren Ausprägung psychosozialer Arbeitsbelastung und einer höheren Zufriedenheit im Beruf assoziiert. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie wird von der Mehrheit der Teilnehmer mit Kind(ern) als unzureichend empfunden. Das betrifft insbesondere Frauen.

Schlussfolgerung Auf Basis dieser Befragung bestehen weiterhin gravierende und System-relevante Belastungen im Arbeitsleben junger Ärzte in internistischer Weiterbildung, die Anpassungen der Arbeits- und Weiterbildungsbedingungen dringlich erfordern. Insbesondere das Potenzial von Frauen in der Medizin muss über eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf in Zukunft stärker genutzt werden.

Abstract

Background Medical specialty training is the basis for career development of young internists and it is vital for the delivery of high-quality medical care. In 2014 the young internists of two professional bodies in Germany conducted a survey among their young members and described major factors influencing training and working conditions. We present the results of a follow-up survey to describe changes of these factors over time. An additional focus is set on the difficulties of balancing medical career and family.

Methods In the end of 2016 we conducted an online-based survey of all members in training of the German Society of Internal Medicine (DGIM) and the Professional Association of German Internists (BDI). The questionnaire used in the 2014 survey was modified and items investigating the balance between career and family were added.

Results A total of 1587 questionnaires were returned and analysed. Mayor findings did not change over time. Psychosocial strain remains very high among medical trainees in internal medicine. A structured training curriculum and meaningful feedback are associated with lower psychosocial strain and higher work satisfaction. Internists – and here especially women – with children experience the daily balance of medical career and family as extremely challenging.

Conclusion These results demonstrate that there is still a serious need for adjusting training and working conditions of young internists in Germany. Especially the role and increasing importance of female physicians has to be recognized by enabling a successful integration of medical career and family.