Gefäßmedizin Scan - Zeitschrift für Angiologie, Gefäßchirurgie, diagnostische und interventionelle Radiologie 2019; 06(02): 137-146
DOI: 10.1055/a-0832-3480
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Bioartifizielle Implantate – was muss der Gefäßmediziner wissen?

Mathias Wilhelmi

Verantwortlicher Herausgeber dieser Rubrik: Wissenschaftlich verantwortlich gemäß Zertifizierungsbestimmungen für diesen Beitrag ist Prof. Dr. med. Mathias Wilhelmi, Hannover.
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
09. Juli 2019 (online)

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Medizinische Implantate verhelfen vielen Patienten zu mehr Lebensqualität, sind jedoch auch mit Risiken behaftet, die neben individuellem Leid deutliche sozioökonomische Belastungen nach sich ziehen. Steigende Implantationszahlen erfordern daher effektive Maßnahmen, um assoziierten Komplikationen wirkungsvoll entgegenzutreten. Die Entwicklung bioartifizieller Prothesen ist dabei eine zukunftsweisende Option, wie im Folgenden geschildert wird.

Kernaussagen
  • Jährlich werden etwa 1,7 Mio. medizinische Implantate eingesetzt, mit steigender Tendenz. Implantatassoziierte Komplikationen – v. a. Infektionen – stellen jedoch ein ernst zu nehmendes Problem dar.

  • Um möglichst keine Komplikationen hervorzurufen, sollte ein ideales Implantat funktional, jederzeit verfügbar, auf den individuellen Patienten zugeschnitten, immunologisch inert, bio- und hämokompatibel, degradierbar bzw. resorbierbar sowie infektresistent sein. Ein solches Implantat kann nur transsektoraler und interdisziplinärer Forschung und Entwicklung entspringen.

  • Ein Forschungsansatz ist die Entwicklung vollständig biologischer Implantate, für die jedoch meist allogenes oder xenogenes Gewebe verwendet werden muss. Um eine Abstoßung des Fremdgewebes zu verhindern, müssen vorher immunologisch relevante Oberflächenproteine maskiert oder entfernt werden.

  • Ein anderer Forschungsansatz zielt auf biodegradierbare oder bioresorbierbare Materialien ab. Diese sollen nach Implantation möglichst vollständig durch autologe physiologische Materialien ersetzt werden. Problematisch ist die Auswahl des geeigneten Materials, damit das Implantat weder zu früh noch zu spät abgebaut wird.

  • Biohybride sind Implantate, die aus mindestens 2 Komponenten bestehen, einer synthetischen und einer biologischen. Das standardisierte Basisimplantat lässt sich produktionstechnisch relativ einfach herstellen und wird dann noch biologisch veredelt.