Z Orthop Unfall 2020; 158(02): 201-207
DOI: 10.1055/a-0929-7820
Original Article/Originalarbeit
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

S100B-Serumniveau ist unabhängig von moderatem Alkoholkonsum

Artikel in mehreren Sprachen: English | deutsch
Laura Emine Stollhof
1   Orthopädie und Unfallchirurgie, BG Unfallklinik Tübingen
,
Udo Obertacke
2   Orthopädisch-Unfallchirurgisches Zentrum, Universitätsmedizin Mannheim, Medizinische Fakultät Mannheim der Ruprecht-Karls Universität Heidelberg
,
David Eschmann
2   Orthopädisch-Unfallchirurgisches Zentrum, Universitätsmedizin Mannheim, Medizinische Fakultät Mannheim der Ruprecht-Karls Universität Heidelberg
,
Sandra Proba
2   Orthopädisch-Unfallchirurgisches Zentrum, Universitätsmedizin Mannheim, Medizinische Fakultät Mannheim der Ruprecht-Karls Universität Heidelberg
,
Miriam Bühler
2   Orthopädisch-Unfallchirurgisches Zentrum, Universitätsmedizin Mannheim, Medizinische Fakultät Mannheim der Ruprecht-Karls Universität Heidelberg
,
Michael Neumeier
3   Institut für Klinische Chemie, Universität Mannheim
,
Frederic Bludau
2   Orthopädisch-Unfallchirurgisches Zentrum, Universitätsmedizin Mannheim, Medizinische Fakultät Mannheim der Ruprecht-Karls Universität Heidelberg
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
18. September 2019 (online)

Zusammenfassung

Einleitung In Deutschland wird bei Patienten mit leichtem Schädel-Hirn-Trauma (SHT) die Häufigkeit der koexistenten Alkoholintoxikation mit bis zu 50% angegeben. Die neurologischen Symptome von Patienten mit leichtem SHT können durch die Alkoholintoxikation verursacht oder verändert werden. Weitere, potenziell schädliche diagnostische Schritte oder Fehlinterpretation der Symptome mit Nichtdurchführung der notwendigen Behandlungen können die Folge sein. Um zu entscheiden, welche Patienten eine weitere Diagnostik durch cCT benötigen, wurde S100B als potenziell gehirnspezifischer Serumbiomarker vorgeschlagen. Auf der anderen Seite lassen Studien vermuten, dass die Alkoholintoxikation selbst zu einem erhöhten Serumgehalt von S100B führen kann. Die vorliegende Studie zielt daher darauf ab, den Zusammenhang zwischen der Blutethylalkoholkonzentration und der S100B-Serumkonzentration in einem experimentellen Rahmen bei jungen Freiwilligen für Erwachsene zu untersuchen.

Methode In einer Kohorte von 58 gesunden Freiwilligen wurden vor und nach dem moderaten Alkoholkonsum die Serumkonzentration von S100B und die Blutethylalkoholkonzentration gemessen. Die Studie wurde vom örtlichen Ethikausschuss der Medizinischen Fakultät Mannheim (Ethikausschuss II, AZ 2012-272 N-MA) genehmigt. Die sofortige Analyse der Proben wurde mit modernsten automatisierten Messsystemen durchgeführt. (Analyzer Cobas e411, Roche und Analyzer Dimension Vista 1500, Siemens).

Ergebnisse Nach dem moderaten Alkoholkonsum lag der Alkoholgehalt der Probanden zwischen 0,23 und 1,92 g/l im Blut. Der S100B-Wert reichte von 0,021 bis 0,115 µg/l nach Alkoholkonsum (S100B-Standardwert < 0,11 µg/l). Durch die Berechnung der Korrelation nach Alkoholkonsum mit r = 0,01181 ist ein Zusammenhang zwischen Serum-S100B-Konzentration und Ethylalkoholkonzentration nicht wahrscheinlich. Die S100B-Konzentrationen ist damit unabhängig von der Alkoholeinnahme bei moderatem Alkoholkonsum.

Schlussfolgerung Eine relevante Blutalkoholkonzentration (~ 1 g/l), bei ansonsten gesunden Freiwilligen, wirkt sich nicht auf die Serumkonzentration von S100B aus. S100B kann daher ein nützlicher Biomarker bei moderat betrunkenen Patienten sein.