Allgemein- und Viszeralchirurgie up2date 2019; 13(05): 443-458
DOI: 10.1055/a-0963-9249
Notfallchirurgie
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Mechanische Obstruktion – paralytischer Ileus – Ileuskrankheit

Philipp Robert Scherber
,
Matthias Glanemann
Further Information

Publication History

Publication Date:
01 October 2019 (online)

In Europa ist eine intestinale Passagestörung ursächlich für 10 – 20% aller notfallmäßigen Hospitalisationen. Im Allgemeinen handelt es sich hierbei um ein lebensbedrohliches Krankheitsbild, dessen adäquate Therapie aufgrund der Vielzahl von Ursachen und häufig sehr individuellen Beschwerden einen hohen Anspruch an Expertise und Interdisziplinarität der Behandelnden stellt. Dieser Artikel soll als Leitfaden für die klinische Praxis dienen.

Kernaussagen
  • Briden und inkarzerierte Hernien sind die häufigsten Ursachen des mechanischen Ileus. Korrelat des mechanischen Kolonileus ist bis zum Beweis des Gegenteils ein Karzinom.

  • Volumensubstitution, Kreislaufstabilisierung, Aspirationsprophylaxe und antibiotische Therapie beschreiben die Akuttherapie des mechanischen Ileus zur Vermeidung des septischen Multiorganversagens.

  • Die gezielte Anamnese und klinische Untersuchung ermöglichen die Einschätzung der Fulminanz der Erkrankung und sind therapieentscheidend.

  • Absolute OP-Indikationen sind die manifeste Ileuskrankheit sowie der Verdacht auf eine Strangulation, Ischämie oder Peritonitis.

  • Beim Kolonileus erfordern die Dignität und Lokalisation der Stenose häufig ein mehrzeitiges operatives Vorgehen.

  • Das Management des postoperativen Ileus ist eine interdisziplinäre chirurgische, anästhesiologische und intensivmedizinische Herausforderung von erheblicher klinischer wie auch ökonomischer Relevanz.

  • Größten Stellenwert besitzt die Prävention, die bereits perioperativ beginnt (peridurale Anästhesie, atraumatisches Operieren).

  • Das Ogilvie-Syndrom (akute Kolonpseudoobstruktion) hat eine gute Prognose, Voraussetzung sind frühzeitige Diagnose und Therapie.