Zusammenfassung
Ziel Häufig sind Suchtberatungsstellen erster Anlaufpunkt
für Betroffene mit exzessivem Medienkonsum und internetbezogenen
Störungen (IBS) sowie deren Angehörige. Aktuell ist das
Suchthilfenetzwerk bezogen auf IBS weder flächendeckend, noch sind alle
Fachstellen ausreichend auf diese Klientel vorbereitet. Das Projekt
„re:set! – Beratung bei exzessivem Medienkonsum“ sollte
dazu beitragen, diese Versorgungslücke in Niedersachsen zu
schließen. Zudem wurden Empfehlungen zur Implementierung eines
Beratungsangebots bei exzessivem Medienkonsum und IBS erarbeitet.
Methodik Für die Erstellung der Empfehlungen wurde ein
Mixed-Methods-Vorgehen gewählt. Zunächst wurden
halbstrukturierte Interviews mit 8 Themenblöcken durchgeführt
und inhaltsanalytisch anhand deduktiver Kategorienbildung ausgewertet. Die
Kategorien wurden in einem ExpertInnenworkshop diskutiert. Anschließend
wurden Aussagen zur Beratung bei exzessivem Medienkonsum generiert. Die am
Projekt beteiligten Fachkräfte sowie deren Fachstellenleitungen wurden
in einem Online-Survey gebeten, das Ausmaß an Zustimmung zu jeder
Aussage anzugeben.
Ergebnisse Den 8 Themenblöcken des halb-strukturierten Interviews
konnten 26 deduktive Kategorien zugeordnet werden. Für den Online-Survey
wurden 99 Aussagen generiert. Davon richteten sich 50 an sowohl
Fachkräfte als auch deren Vorgesetzte. Weitere 49 Aussagen waren
ausschließlich für die Fachkräfte relevant. Basierend
auf den Ergebnissen wurden in einem iterativen Prozess 13
Implementierungsempfehlungen erarbeitet.
Schlussfolgerung Angesichts der unzureichenden Versorgung von Menschen
mit exzessivem Medienkonsum und IBS sind Projekte wie re:set! notwendig, um
Fachkräfte der Suchthilfe zu unterstützen, notwendige
Kompetenzen zu vermitteln sowie ein flächendeckendes professionelles
Netzwerk aufzubauen. Die Empfehlungen zur Implementierung können beim
Etablieren und Verstetigen eines entsprechenden Beratungsangebots hilfreich
sein.
Abstract
Purpose Addiction counseling is often the first contact point for
individuals with excessive media use and Internet-related disorders, or for
their relatives. Up to now, the addiction aid network for Internet-related
disorders is neither comprehensive, nor are all centers for addiction aid
sufficiently prepared for these clients. The project “re:set! –
Counseling for excessive media use” aimed at filling this supply gap in
Lower Saxony. Moreover, recommendations on implementation of addiction
counseling for excessive media use and Internet-related disorders have been
defined.
Methods A mixed-methods approach was applied. First, semi-structured
interviews with 8 thematic blocks were conducted and analyzed using qualitative
content analysis with deductive category application. Categories were discussed
within an expert workshop. Then, a questionnaire was developed including
statements referring to addiction counselling for excessive media use.
Counsellors and their supervisors were asked to indicate their extent of
agreement with each statement.
Results Twenty-six categories were assigned to the 8 thematic blocks. For
the subsequent online survey, 99 statements were developed. Of those, 50
statements were aimed at both counsellors and their supervisors. Another 49
statements were relevant for the counsellors only. In an iterative process, 13
recommendations on implementation were described.
Conclusion In view of the insufficient supply of clients with excessive
media use and Internet-related disorders, projects like re:set! are necessary to
support addiction counsellors, impart necessary skills and to build a
comprehensive professional network. The recommendations on implementation may
facilitate the establishment or consolidation of appropriate counseling.
Schlüsselwörter
Suchtberatung - Suchthilfe - internetbezogene Störungen - Internetnutzungsstörungen
- exzessiver Medienkonsum
Key word
Addiction counseling - addiction aid - Internet-related disorders - Internet-use disorder
- excessive media use