Zentralbl Chir 2021; 146(01): 126-144
DOI: 10.1055/a-1256-6008
CME-Fortbildung

Pneumothorax

Pneumothorax
Stephan Eggeling

Zusammenfassung

Als Pneumothorax bezeichnet man das Vorhandensein von freier Luft zwischen der Pleura visceralis und der Pleura parietalis. Es kommt zu einer „Ablösung“ der Lunge von der Brustwand, welche in Abhängigkeit von dem Ausmaß des Pneumothorax zu einer geringen oder auch klinisch bedrohlichen Einschränkung der Lungenfunktion führt. Unspezifische Zeichen wie thorakaler Schmerz oder Hustenreiz sind häufig und korrelieren nicht mit der Ausdehnung des Pneumothorax. Nahezu ausnahmslos besteht die Ursache dieser Luftansammlung in einer Undichtigkeit der Lungenoberfläche, welche dann zu dem Ausweichen der Luft in den Pleuraraum führt. Je nach Ursache der „Lungenundichtigkeit“ unterscheidet man einen primären (idiopathischen) Spontanpneumothorax (PSP), bei zugrundliegender bekannter Lungenerkrankung einen sekundären Spontanpneumothorax (SSP), im Zusammenhang einer Lungenverletzung durch medizinische Maßnahmen einen iatrogenen Pneumothorax sowie bei einem unfallbedingten Lungenriss einen traumatischen Pneumothorax. Die relevanten Therapieziele sind die Behebung der akuten Symptomatik, die verlässliche Erreichung einer Wiederausdehnung der Lunge sowie nach entsprechender Aufklärung über die Wahrscheinlichkeit und klinische Bedeutung eines Pneumothoraxrezidives je nach Patientenwunsch die Vermeidung eines Rezidives durch operative Maßnahmen. Die Therapiemöglichkeiten reichen hier von einem lediglich befundkontrollierenden abwartenden ambulanten Prozedere bis hin zu einer primären videoassistierten thorakoskopischen operativen Therapie mit Detektion und Resektion der oberflächlichen Lungenläsion sowie einer die Pleurahöhle obliterierenden Maßnahme zur Rezidivprophylaxe. Bezüglich einer „Nachsorge“ oder gar Verhaltensempfehlungen nach stattgehabtem Pneumothorax gibt es keine Empfehlungen, die die Rezidivgefahr verringern.

Als Pneumothorax bezeichnet man das Vorhandensein von freier Luft zwischen der Pleura visceralis und der Pleura parietalis. Es kommt zu einer „Ablösung“ der Lunge von der Brustwand, welche in Abhängigkeit von dem Ausmaß des Pneumothorax zu einer geringen oder auch klinisch bedrohlichen Einschränkung der Lungenfunktion führt. Im Jahr 2018 wurde die deutsche S3-Leitlinie Pneumothorax publiziert, deren Inhalte in diesen Beitrag einfließen [2].

Abstract

A pneumothorax is defined by the presence of free air between the pleura visceralis and the pleura partietalis. The lung separates from the chest wall, which then, depending on several parameters, leads to a slight or clinically threatening impairment of lung function. Non-specific signs such as thoracic pain or coughing are common and do not correlate with the extent of the pneumothorax. Almost without exception, the cause of this accumulation of air is a leakage in the lungʼs surface, which then results in air escaping into the pleural space. Depending on the cause of the “lung leakage”, a distinction is made between a primary (idiopathic) spontaneous pneumothorax (PSP) that can be triggered without direct cause, and a secondary spontaneous pneumothorax (SSP) in case of an underlying known lung disease. Further between an iatrogenic pneumothorax in connection with a lung injury caused by medical measures, and a traumatic pneumothorax in the case of an accident-related lung tear. The relevant therapeutic goals are the elimination of the acute symptoms, the reliable achievement of re-expansion of the lungs, and, after appropriate information gathering about the probability and clinical significance of a pneumothorax recurrence and depending on the patientʼs wish, avoiding a recurrence by means of surgical measures. The therapy options range from a “wait-and-see” procedure, that merely monitors the findings, to a primary video-assisted thoracoscopic surgical therapy with detection and resection of the superficial lung lesion, as well as a measurement to obliterate the pleural cavity that prevents relapse. Regarding “follow-up care” or even behavioral recommendations after a pneumothorax, there are no recommendations that reduce the risk of recurrence.

Kernaussagen
  • Im klinischen Alltag müssen der primäre (idiopathische) Spontanpneumothorax bei vor allem jungen Patienten und der sekundäre Spontanpneumothorax bei zumeist älteren Patienten mit zugrunde liegender Lungenerkrankung unterschieden werden.

  • Die Ersttherapie richtet sich vor allem nach der Symptomatik des Patienten, wobei vor allem beim primären Spontanpneumothorax wie auch bei klinisch stabilen Patienten mit einem traumatischen oder iatrogenen Pneumothorax ein konservativ abwartendes Verhalten möglich ist.

  • Die reflexartige „notfallmäßige“ Einlage einer Thoraxdrainage bei Nachweis eines Pneumothorax ist meist nicht gerechtfertigt.

  • In Kenntnis des dem Patienten zuzuordnenden Rezidivrisikos ist ggf. eine primär interventionelle bzw. operative Therapie zur Rezidivprophylaxe sinnvoll.

  • Beim primären Spontanpneumothorax ist die thorakoskopische Lungenspitzenresektion, Adhäsiolyse und partielle parietale Pleurektomie, beim sekundären Spontanpneumothorax die thorakoskopische Talkumpoudrage, ggf. mit Lungenkeilresektion zur histologischen Sicherung, etabliert.

  • Beides sind keine Notfalleingriffe, sodass der Patient ggf. in eine Einrichtung mit der notwendigen Expertise überführt werden kann.



Publication History

Article published online:
15 February 2021

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