Z Orthop Unfall 2022; 160(02): 172-182
DOI: 10.1055/a-1298-4949
Original Article/Originalarbeit

Epidemiologische und therapeutische Entwicklungen bei Beckenringfrakturen Typ C der Jahre 2004 bis 2014 – eine retrospektive Datenauswertung über 2042 Patienten des Deutschen Beckenregisters (DGU)

Article in several languages: English | deutsch
Patricia Lang
1   Clinic for Trauma Surgery and Orthopaedics, German Federal Armed Forces Hospital Ulm, Germany
,
Kerstin Schwabe
2   Clinic for General, Visceral and Thoracic Surgery, German Federal Armed Forces Hospital Ulm, Germany
,
Hans-Joachim Riesner
1   Clinic for Trauma Surgery and Orthopaedics, German Federal Armed Forces Hospital Ulm, Germany
,
Benedikt Friemert
1   Clinic for Trauma Surgery and Orthopaedics, German Federal Armed Forces Hospital Ulm, Germany
,
Fabian Stuby
3   Trauma Surgery, Trauma Clinic Murnau, Germany
,
4   University Surgical Clinic – Orthopaedic Surgery, University Clinics Erlangen, Germany
,
AG Becken III der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie › Author Affiliations

Zusammenfassung

Hintergrund Beckenringfrakturen Typ C stellen aufgrund ihrer hohen Instabilität, den möglichen Begleitverletzungen und der hohen Letalitätsrate von bis zu 18,9% eine besondere Herausforderung dar. Ziel dieser retrospektiven Analyse war es, anhand einer Datenauswertung aus dem Beckenregister der DGU der Jahre 2004 bis 2014 Veränderungen hinsichtlich der Epidemiologie und Therapie bei Beckenringfrakturen Typ C herauszuarbeiten.

Material und Methoden Es konnten retrospektiv 2042 Patienten mit Beckenringverletzung Typ C nach AO eingeschlossen werden. Es wurden 3 Zeiträume mit etwa gleich großen Patientengruppen festgelegt und Unterschiede in Bezug auf die Epidemiologie und die Art der Therapie ausgewertet. Für die operativen Fälle wurde der OP-Zeitpunkt, die OP-Dauer, der Blutverlust, die Frakturlokalisation und die Art der Osteosynthese ausgewertet sowie das Repositionsergebnis erfasst.

Ergebnisse Für den betrachteten Zeitraum zeigt sich eine Altersverschiebung der Inzidenz einer Beckenringfraktur Typ C hin zu höherem Alter. Die isolierte Beckenverletzung hat dabei zugenommen, während der Anteil an Beckenverletzungen im Rahmen eines Polytraumas stetig abgenommen hat. Komplikationen und Mortalität nahmen prozentual ab. Bei der operativen Versorgung konnte die Tendenz zu minimalinvasivem Vorgehen aufgezeigt werden. Navigierte Vorgehensweisen im Bereich des Beckenringes haben sich aber bisher nicht bewährt.

Schlussfolgerung Wir konnten zeigen, dass die Mehrzahl der Patienten zunehmend höheren Alters ist, eine relevante Traumaanamnese fehlt und eine Zunahme der isolierten Beckenfraktur Typ C sowie ein Rückgang der polytraumatisierten bzw. mehrfach verletzen Patienten vorliegen. In Zusammenschau mit der Mortalität bei Beckenringverletzungen zeigen sich zudem die Erfolge durch ein standardisiertes, beckenspezifisches Notfallmanagement, einen angepassten Operationszeitpunkt außerhalb der vulnerablen Phase und die stabile osteosynthetische Versorgung, die eine frühfunktionelle Nachbehandlung ermöglichen.



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Article published online:
21 January 2021

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