Erfahrungsheilkunde 2021; 70(02): 73
DOI: 10.1055/a-1336-8437
Editorial

„Viele Autoimmunerkrankungen sind bisher unzureichend verstanden und nicht kausal behandelbar; sie bleiben oft lebenslang bestehen …“

(Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Autoimmunerkrankung)
Volker Schmiedel

Dieses apodiktische und nihilistische Zitat in der Überschrift spiegelt die Mehrheitsmeinung der konventionellen Medizin wider. Konsequenterweise existiert nur diese Therapieoption: „Autoimmunerkrankungen … können entzündungshemmend oder immunsuppressiv behandelt werden“ (Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Autoimmunerkrankung). Es existiert demnach also nur eine symptomatische, keine kausale Therapie!

Das Erfahrungswissen vieler naturheilkundlich arbeitender Therapeuten widerspricht dem diametral. Jeder kennt Menschen, die als Kind eine schwere Neurodermitis oder ein lebensbedrohendes Asthma hatten und Jahre später auch ohne Medikamente dauerhaft symptomlos sind. Es gibt also Heilung, die konventionelle Medizin weiß nur nicht, wie diese zustande kommt oder eine solche begünstigt werden kann. Hier ist die komplementäre Medizin viel weiter. Einige Verfahren, die eine natürliche Entzündungshemmung induzieren, sollen deshalb hier vorgestellt werden.

Der Ozon-Therapie widmet Wikipedia sogar einen eigenen Beitrag, in dem diese aber als umstrittenes Verfahren der Alternativmedizin bezeichnet wird, für welches es keine wissenschaftlichen Belege gebe. Unser Beitrag widerlegt dieses negative Postulat mit klinischen Studien und individueller Erfahrung am Beispiel entzündlicher Gelenkerkrankungen (S. 89).

„Ernährung hat nichts mit Rheuma (Neurodermitis, Multipler Sklerose usw.) zu tun. Essen Sie was, Sie wollen!“ hören Patienten auch heute noch von Rheumatologen, Dermatologen, Neurologen usw. (nach meinem Eindruck aber mit abnehmender Tendenz). Welche Lebensmittel entzündungshemmende Wirkungen haben, erfahren wir in einer Übersicht, die klar aufzeigt, dass ungünstige Ernährung einen wichtigen Risikofaktor und antientzündliche Ernährung einen wirksamen Schutzfaktor für die Entstehung und das Ausmaß von Autoimmunkrankheiten darstellen (S. 82).

Zwei der wichtigsten Nährstoffe bei chronischen Entzündungen sollen wegen ihrer großen Bedeutung ausführlich dargestellt werden. Im Beitrag über Vitamin D und Omega-3 wird exemplarisch die Studienlage mit epidemiologischen und interventionellen Studien dargestellt. Danach müsste die Unterlassung einer Therapie mit diesen Nährstoffen geradezu als Kunstfehler gelten (S. 109).

Auch mit Externa können wir lokal antientzündlich arbeiten. Hier finden wir eine Übersicht mit den wichtigsten phytotherapeutischen Substanzen und deren Anwendungsmöglichkeiten anhand konkreter Beispiele (S. 102).

Die Ayurveda-Medizin ist vom Grundsatz her eine konstitutionelle Medizin. Dieser Beitrag schildert die Grundlagen der ayurvedischen Sichtweise der Entzündung und gibt konkrete Therapie-Tipps bezüglich Lebensweise, Ernährung und Phytotherapie (S. 96).

Das Heft wird abgerundet mit einem multimodalen praktischen Diagnostik- und Therapiekonzept. Dieses entstand aus den Erkenntnissen wissenschaftlicher Studien und praktischen Erfahrungen. Aufgrund der Vielfalt der Optionen darf es als ganzheitlich und aufgrund der Möglichkeit der Auswahl dieser Optionen darf es als individuell gelten (S. 76).

Es besteht überhaupt kein Anlass bei Autoimmunkrankheiten einer symptomatischen Flickschusterei oder einem therapeutischen Nihilismus zu huldigen. Wer einmal das dankbare Gesicht einer Mutter gesehen hat, die wieder durchschlafen kann, weil ihr Kind mit Neurodermitis sich nachts nicht blutig kratzt oder das strahlende Lächeln eines Bergwanderers mit Rheuma erleben durfte, der das erste Mal seit vielen Jahren wieder ohne Kortison einen 3000er besteigen konnte, der wird eine Autoimmunerkrankung nie mehr ohne naturheilkundliche Maßnahmen behandeln wollen. Viel Erfolg in der Therapie von chronischen Entzündungen!

Mit herzlichen, immunmodulierenden Grüßen,
Dr. Volker Schmiedel



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Article published online:
14 April 2021

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