Open Access
CC BY-NC-ND 4.0 · Geburtshilfe Frauenheilkd 2021; 81(05): 555-561
DOI: 10.1055/a-1361-1715
GebFra Science
Review/Übersicht

Ovarialkarzinom durch Asbest – eine gynäkologische Berufskrankheit. Hintergrund, Meldepflicht, praktisches Vorgehen

Artikel in mehreren Sprachen: English | deutsch
Dennis Nowak
1   Institut und Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, LMU Klinikum, München, Germany
,
Barbara Schmalfeldt
2   Klinik und Poliklinik für Gynäkologie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Germany
,
Andrea Tannapfel
3   Institut für Pathologie der Ruhr-Universität Bochum, Berufsgenossenschaftliches Universitätsklinikum Bergmannsheil, Bochum, Germany
,
Sven Mahner
4   Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, LMU Klinikum, München, Germany
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Zusammenfassung

Seit 2017 gibt es eine neue, die erste gynäkologische Berufskrankheit, das Ovarialkarzinom durch Asbest. Asbest ist ein natürlich vorkommender mineralischer Faserstoff mit einem Verbrauch von 160 000 – 180 000 Tonnen jährlich in den 1960er- und 1970er-Jahren in Deutschland. Die Karzinogenität von Asbest für die Zielorgane Lunge, Larynx, Pleura einschließlich Perikard sowie Peritoneum einschließlich Tunica vaginalis testis ist seit vielen Jahren eindeutig gesichert. Neuere Metaanalysen von Daten aus Kohortenstudien zeigen, dass sich das Ovarialkarzinomrisiko bei Frauen etwa verdoppelt, die beruflichen Umgang mit Asbest hatten. Da die Personengruppe, bei der das Verdoppelungsrisiko für die Entstehung eines Lungenkarzinoms durch arbeitsbedingte Asbestexposition gegeben ist, ein im Mittel 2,25-fach erhöhtes Risiko für die Mortalität an einem Ovarialkarzinom aufweist, wurden für das berufsbedingte Ovarialkarzinom dieselben Anerkennungsvoraussetzungen wie für das berufsbedingte Lungen- (und Larynxkarzinom) festgelegt. Somit muss der Gynäkologe eine Arbeitsanamnese bezüglich langjährig zurückliegender beruflicher Asbestexposition erheben. Eine Meldepflicht des Verdachts an Unfallversicherungsträger oder Staatlichen Gewerbearzt ist gesetzlich vorgeschrieben.



Publikationsverlauf

Eingereicht: 15. April 2020

Angenommen nach Revision: 18. Januar 2021

Artikel online veröffentlicht:
20. Mai 2021

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