Allgemein- und Viszeralchirurgie up2date 2021; 15(04): 287-304
DOI: 10.1055/a-1502-3019
Notfallchirurgie

Damage Control Surgery

Andreas Nada
,
Christoph Güsgen
,
Robert Schwab

Bei Schwerstverletzten werden lebensbedrohliche Zustände im Rahmen notfallchirurgischer Eingriffe so unmittelbar wie möglich mit dem Ziel der Blutungs- und Kontaminationskontrolle therapiert. Das ist Damage Control Surgery (DCS). Dies geschieht sowohl unter Einsatz temporärer chirurgischer als auch individuell improvisierter Maßnahmen. Erst nach weiterer Stabilisierung der Patientenphysiologie, in der Regel durch intensivmedizinische Behandlung, sind aufwendigere Operationen zur endgültigen Versorgung anzuschließen.

Kernaussagen
  • Damage Control Surgery (DCS) ist lebensrettende Chirurgie. Sie hat zwei Grundziele: „Stop the Bleeding“ und „Stop the Contamination“. Der Patient soll – auch unter Inkaufnahme relevanter Morbidität – überleben.

  • Ziel ist es, mit diesem Konzept den Teufelskreis der „lethal Triad“ bestehend aus Hypothermie, Azidose und Koagulopathie zu durchbrechen.

  • Die Indikation zur DCS ist in Deutschland sehr selten gegeben. Der gezielte Einsatz der Damage Control Surgery senkt die Mortalität schwerstverletzter Patienten. Er geht jedoch im Gegenzug mit erhöhter Morbidität, einem verlängerten intensivmedizinischen Aufenthalt, einer Hospitalisierung und der erhöhten Anzahl chirurgischer Eingriffe einher. Insofern gilt es, den Einsatz des Verfahrens sorgfältig abzuwägen. Unbedingte Voraussetzung ist hier die Kenntnis der Triggerfaktoren.

  • Die strenge Indikationsstellung ist wichtig, um DCS nicht unproportional häufig zu nutzen.

  • Die Zusammenarbeit und Kommunikation im Traumateam sind essenziell für die optimale Versorgung der Patienten.

  • Eine verkürzte OP-Zeit soll den Sekundärschaden (second Hit) durch die Operation minimieren.

  • Die Second-Look-Operation sollte frühstens nach 24 h, spätestens nach 72 h nach DCS durchgeführt werden.

  • Beim Vorhandensein einer permanenten interventionellen Radiologiebereitschaft wird diese Form der Versorgung zunehmend an Bedeutung gewinnen.



Publication History

Article published online:
16 August 2021

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