Rehabilitation (Stuttg) 2021; 60(04): 225
DOI: 10.1055/a-1544-8679
Aktuelles

Berichte über die Lebenslagen von Menschen mit Behinderungen

Die Bundesregierung hat Ende April 2021 zum dritten Mal den Teilhabebericht über die Lebenslagen von Menschen mit Behinderungen vorgelegt. Der seit 2013 in jeder Legislaturperiode erscheinende Bericht untersucht, wie Menschen mit Beeinträchtigungen in ihrer sozialen Teilhabe gefördert oder beeinträchtigt werden, und vergleicht ihre Teilhabe mit der von Menschen ohne Beeinträchtigungen. Anhand des Berichts sollen Politik, Verwaltung und Gesellschaft befähigt werden, Fortschritte bei der Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention zu beurteilen.

Der aktuelle Teilhabebericht mit einem Umfang von über 800 Seiten zeigt nach Ansicht der Bundesregierung viele positive Entwicklungen auf: So ist die Arbeitslosenquote von Menschen mit Schwerbehinderungen von 2015 bis 2019 um 13 % gesunken, ihre Wahlbeteiligung stieg von 78 % im Jahr 2013 auf 84 % im Jahr 2017, die Zahl von Menschen in ambulant betreuten Wohnformen hat sich erhöht und es gibt weniger Barrieren in öffentlichen Verkehrsmitteln. In anderen Bereichen besteht dem Bericht zufolge Nachholbedarf: Im Gegensatz zu Menschen ohne Beeinträchtigungen (18 %) leben 33 % der Menschen mit Beeinträchtigungen allein; genauso viele fühlen sich einsam (Menschen ohne Beeinträchtigungen: 16 %). Die Zahl der Auszubildenden mit anerkannter Schwerbehinderung nahm zu, ist aber nach wie vor niedrig. Auch bewerten Menschen mit Beeinträchtigungen ihren Gesundheitszustand häufiger negativ. Am dritten Teilhabebericht wirkten Menschen mit Behinderungen als Experten mit; drei der neun Mitglieder des Wissenschaftlichen Beirates wurden vom Deutschen Behindertenrat benannt. Das Dokument mit einem Umfang von über 800 Seiten wertet auch erste Daten und Erkenntnisse über die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf Menschen mit Beeinträchtigungen aus. Es steht auf der Website www.bmas.de - > Service - > Publikationen zum Download zur Verfügung.

Bereits im Dezember 2020 veröffentlichte der Deutsche Paritätische Wohlfahrtsverband (DPWV) den Paritätischen Teilhabebericht 2020 „Teilhabe und Geschlecht im frühen und mittleren Erwachsenenalter“. Laut dem Bericht bestehen in fast allen Lebensbereichen weiterhin erhebliche Barrieren für Menschen mit Behinderung. Im Mittelpunkt des Teilhabeberichts 2020 steht die Untersuchung der Lebenssituation von Frauen und Männern mit Behinderungen im Alter zwischen 18 und 49 Jahren für das Berichtsjahr 2018. Viele der Menschen in dieser Altersgruppe sind von Geburt oder Jugend an beeinträchtigt. Auffällig ist u. a. ein höheres Armutsrisiko dieser Population. Sie lebt außerdem häufiger alleine und schätzt Wert und Nützlichkeit dessen, was sie im Leben macht, häufiger als Menschen ohne Beeinträchtigungen als sehr niedrig ein. Weitere Themen des Berichts sind Teilhabe an politischen Gestaltungsfeldern, Einschätzung der eigenen Gesundheit sowie Freizeitgestaltung. Verband weist darauf hin, dass sich Barrieren und Ausgrenzung durch die Covid-19-Pandemie noch einmal verschärft haben.

Der Bericht ist auf www.der-paritaetische.de - > Alle Publikationen zu finden.

(Quelle: Bundesregierung; Bundesfachstelle Barrierefreiheit; Der Paritätische



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
24. August 2021

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