retten! 2022; 11(05): 360-370
DOI: 10.1055/a-1664-7120
Fachwissen

Pathophysiologie des Schocks

Rico Kuhnke
,
Sebastian Koch

Laien verbinden mit dem Schock meist einen psychischen Ausnahmezustand. Für Rettungsdienstpersonal besteht Klarheit: Beim Schock handelt es sich um einen lebensbedrohlichen Zustand, der eine Reihe von Notfallbildern begleitet. Ob starke Blutungen, Herzinfarkt, allergische Reaktion oder eine Verletzung der Wirbelsäule, immer ist es der Schock, der droht.

Kernaussagen
  • Beim Schock handelt es sich nicht um ein eigenständiges Krankheitsbild oder ein einzelnes Symptom, sondern um ein Syndrom, d.h. um eine Ansammlung von Merkmalen, welche kombiniert vorkommen.

  • Der Schock ist ein Missverhältnis zwischen Herzzeitvolumen (HZV) und dem peripheren Sauerstoffbedarf mit nachfolgenden lebensbedrohlichen Störungen der Mikro- und Makrozirkulation.

  • Es werden Kompensationsphase, Dekompensationsphase und irreversibler Schock voneinander unterschieden.

    • In der Kompensationsphase wird die Reduzierung des HZV durch die sympathikoadrenerge Reaktion ausgeglichen.

    • In der Dekompensationsphase reichen die Kompensationsmechanismen nicht mehr aus, um das reduzierte HZV auszugleichen.

    • Die Folge sind nachhaltige Störungen der Mikro- und Makrozirkulation mit späterem irreversiblem Schock.

  • Der Schockindex (Puls:Blutdruck) ist nicht geeignet, einen Schock frühzeitig zu erkennen. Er ist ein geeignetes Hilfsmittel bei der Verlaufsbeobachtung bei einem schockgefährdeten Patienten.

  • Für die rechtzeitige Behandlung eines Schocks ist es notwendig, diesen möglichst früh zu erkennen. Außer dem Wissen über die Notfallbilder, die einen Schock auslösen können, ist das Beachten früher Anzeichen eines Schocks wichtig:

    • Anstieg von Puls- und Atemfrequenz,

    • Blässe,

    • Unruhe, Ängstlichkeit sowie

    • Rekapillarisierungszeit >2s.

  • Neben der spezifischen Behandlung der verschiedenen Notfallbilder und der Stabilisierung des HZV stehen eine ausreichende Oxygenierung und der Wärmeerhalt bei der Behandlung des Schocks im Vordergrund.



Publication History

Article published online:
30 November 2022

© 2022. Thieme. All rights reserved.

Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany