Kraft oder Kontrolle?

Eine multikontinentale Forschergruppe um Erstautor Simon Lafrance setzte sich in Form einer systematischen Literaturrecherche inklusive Meta-Analyse mit der Frage auseinander, ob bei muskuloskelettalen Beschwerdebildern ein Krafttraining oder ein Motor-Control-Training effektiver ist. Hierzu recherchierte das neunköpfige Team in den Datenbanken MEDLINE, EMBASE, CENTRAL und CINAHL nach randomisiert kontrollierten Studien, die beide Herangehensweisen bei muskuloskelettalen Beschwerden der oberen und unteren Extremitäten mit dem Fokus auf Schmerzintensität und Alltagsbeeinträchtigung miteinander verglichen. Nach Titel-Abstract- und Volltext-Screening wurden 21 Studien in die qualitative Synthese sowie 19 Studien in die quantitative Synthese inkludiert.

Bei allen in die Meta-Analyse einfließenden Studien zeigte sich hinsichtlich Schmerzintensität und Alltagsbeeinträchtigung ein signifikanter kurzfristiger Vorteil für das Motor-Control-Training, allerdings mit Evidenz von moderater Qualität. Die Autor*innen betonten zudem, dass diese Gruppenunterschiede nicht klinisch relevant seien.

Eine Subgruppenanalyse umfasste vier Studien, welche sich nicht mit Arthrose-Beschwerden beschäftigten. Beschwerdebilder waren z. B. Probleme der Rotatorenmanschette, Schulterinstabilitäten, hüftbezogene Leistenschmerzen oder das patellofemorale Schmerzsyndrom. Die Subgruppenanalyse resümierte, dass das Motor-Control-Training gegenüber dem Krafttraining kurzfristig sowohl einen statistisch signifikanten als auch einen klinisch relevanten Vorteil erbrachte, ebenfalls mit einer Evidenz von moderater Qualität.

Publication History

Article published online:
12 July 2022