Erfahrungsheilkunde 2022; 71(03): 182-183
DOI: 10.1055/a-1850-8070
Hufeland aktuell

One Health

Die Klimakrise aber auch die COVID-19-Pandemie führen drastisch vor Augen, wie sehr die Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt zusammenhängen. Vor diesem Hintergrund kommt dem „One Health“- Ansatz auf der politischen Agenda eine zentrale Bedeutung zu. Ziel ist es, das Wohlergehen von Menschen, Tieren und belebter sowie unbelebter Umwelt zu sichern – unter Berücksichtigung aller Wechselwirkungen.

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(© Christos Georghirou/stock.adobe.com)

Gemäß der Definition der WHO gilt „One Health“ als der Ansatz zur Gestaltung und Umsetzung von Programmen, Politiken, Rechtsvorschriften und Forschung, bei dem mehrere Sektoren wie Gesundheit, Umwelt, Klima und Ernährung zusammenarbeiten, um bessere Ergebnisse im Bereich der öffentlichen Gesundheit zu erzielen.

Dies bedeutet konkret:

  • Gesundheitsrisiken durch schädliche Umwelteinflüsse (Luftverschmutzung, industrielle Landwirtschaft etc.) zu minimieren ;

  • Voraussetzungen für einen gesunden Lebensstil in der Bevölkerung zu befördern (gesunde Ernährung in Kitas, Schulen, Kantinen, Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen und regelmäßige Bewegung) ;

  • die Auswirkungen des Klimawandels auf die Gesundheit begrenzen.

Im Zuge der gravierenden Auswirkungen der Klimakatastrophe entstanden und entstehen zahlreiche Initiativen in der Zivilgesellschaft – aber auch im Gesundheitssektor, die sich ihrer Verantwortung für die Zukunft bewusst sind. Sie begegnen der Herausforderung die Erderwärmung und ihre negativen Folgen für die Gesundheit der Menschen zu begrenzen, mit eigenem Handeln und konkreten Vorschlägen an die Politik.

Mittlerweile hat das „One Health“-Konzept unter anderem Einzug gehalten in entsprechende Projekte der WHO, Weltbank oder der KfW.

Das „One Health“-Konzept muss zu einem neuen Paradigma werden, in dem ein umfassendes Verständnis von Gesundheit zur Richtschnur für politisches Handeln wird und den Erhalt der Biodiversität, der Versorgungssicherheit sowie das physische und psychische Wohlbefinden vollständig einbezieht. Die menschliche Gesundheit kann nur im Zusammenhang mit anderen Organismen innerhalb eines Netzwerks von Populationen, Gemeinschaften und Ökosystemen verstanden und bewahrt werden.

Die Integrative Medizin ist mit dem „One Health“-Ansatz konzeptionell eng verbunden und kann zu dessen Umsetzung Entscheidendes beitragen. Da sie Gesundheit als dynamischen Prozess in Interaktion mit der Umwelt und somit immer auch als Ergebnis guter Lebensbedingungen versteht, verbindet sie die medizinische Perspektive mit den verschiedenen gesellschaftlichen Lebensfeldern zu einem Gesamtkonzept. Die Integrative Medizin stellt zudem Prävention und Gesundheitsförderung in den Mittelpunkt ihres Handelns und legt damit den Grundstein für eine global angelegte, holistische Gesundheitsstrategie. Ihre integrativen und multidisziplinären Therapiekonzepte leisten einen wesentlichen Beitrag, (chronische) Krankheiten zu vermeiden bzw. zu reduzieren. Damit tragen sie zur Senkung der gesellschaftlichen und volkswirtschaftlichen Kosten von Krankheit bei.



Publication History

Article published online:
21 June 2022

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