retten! 2025; 14(03): 182-192
DOI: 10.1055/a-1875-0679
Fachwissen

Stromunfälle – wenn der Stromkreis geschlossen ist

Tobias Fraatz
,
Thomas Plappert

Unfälle mit elektrischem Strom sind mit ca. 5000 Fällen im Jahr zwar selten, haben aber vielfältige und unterschiedliche physiologische Folgen [1] [2]. Das Verständnis der physikalischen Grundlagen und das Wissen um die verschiedenen Folgen der Einwirkung von Strom auf den menschlichen Körper sind für den Rettungsdienst wichtig – sowohl bzgl. der Aspekte des Eigenschutzes als auch für das Priorisieren der Maßnahmen und die Auswahl der Zielklinik im Rettungsfall.

Kernaussagen
  • Obwohl Stromunfälle in Deutschland relativ selten sind, können sie schwerwiegende Folgen haben und erfordern spezifisches Wissen im Rettungsdienst.

  • Ein Stromunfall erfordert immer einen geschlossenen Stromkreis, in dem der menschliche Körper integriert ist.

  • Stromunfälle können durch direkten Kontakt, Lichtbögen oder Schrittspannung verursacht werden.

  • Elektrischer Strom kann verschiedene Organsysteme schädigen, insbesondere das Herz-Kreislauf- und Nervensystem.

  • Die Schwere der Verletzungen hängt von Spannung, Stromstärke, Widerstand, Kontaktdauer und Stromweg ab.

  • Wechselstrom ist im Allgemeinen gefährlicher als Gleichstrom, da er Muskelkrämpfe und Herzrhythmusstörungen verursachen kann.

  • Bei Stromunfällen sind besondere Maßnahmen erforderlich, darunter Eigenschutz, ABCDE-Schema, EKG-Monitoring und Anamnese.

  • Besondere Einsatzlagen wie Elektroschockwaffen, Photovoltaikanlagen und Hochvoltfahrzeuge erfordern spezielle Kenntnisse und Vorsichtsmaßnahmen.

  • Patienten, die infolge eines Blitzschlags einen Atem- und/oder Kreislaufstillstand ohne schwere Verletzungen erleiden, haben eine sehr gute Überlebenschance. Das muss bei einer Triage im MANV beachtet werden.



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Article published online:
25 June 2025

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