Zusammenfassung
Ziel Trotz gesetzlicher Rahmenbedingungen befindet sich die palliative
Versorgung und hospizliche Begleitung in Pflegeeinrichtungen auf
unterschiedlichem Niveau. Zwar verfügen die meisten Einrichtungen
inzwischen über Palliative Care-Konzepte, die Integration in den
Praxisalltag erfolgt jedoch kaum. Ziel ist es, Versorgungsunterschiede im
Praxisalltag darzustellen und zu ermitteln, wodurch Abweichungen zu theoretisch
angelegten Konzepten in der Praxis bedingt sind.
Methodik Im Rahmen des Modellprojekts „Hospizliche Begleitung und
palliative Versorgung in der stationären Pflege“ werden
Struktur- und Prozessanalysen in zwei stationären Piloteinrichtungen im
städtischen und ländlichen Raum in Nordrhein-Westfalen
durchgeführt. Zusätzlich werden drei Einrichtungen eines
erweiterten Trägerkreises sowie ein fachkundiger Expertenbeirat mit
eingebunden, um (träger-) spezifische Merkmale geringzuhalten und
Erkenntnisse zu erweitern.
Ergebnisse Obwohl der Anteil palliativer Bewohner*innen ebenso wie
ihr Durchschnittsalter vergleichbar ist, bestehen zwischen den Einrichtungen
deutliche Unterschiede hinsichtlich der palliativen Verweildauer (213,2 Tage vs.
88,6 Tage) sowie der Sterberate palliativer Bewohner*innen an der
Gesamtzahl verstorbener Bewohner*innen (26% vs. 63,6%).
Die Prozessabläufe weichen trotz ähnlicher Konzepte und
Verfahrensanweisungen enorm voneinander ab. Dies hat zur Folge, dass die
Palliativversorgung in Einrichtung X zumindest formell zu einem früheren
Zeitpunkt einsetzt, zu dem bereits Vorbereitungen in Bezug auf die
Lebensendphase stattfinden. Die Identifikation palliativer
Versorgungssituationen basiert in beiden Einrichtungen, ebenso wie
Kommunikationsstrukturen, organisatorische Abläufe und der Einbezug von
Kooperationspartnern, ohne feste Strukturen auf der subjektiven Handhabung von
Mitarbeitenden.
Schlussfolgerung Es stellt sich als komplexe und herausfordernde Aufgabe
für die Pflegeeinrichtungen heraus, unter den Rahmenbedingungen ein
einheitliches und dennoch der Individualität des Menschen angepasstes
Konzept in der Praxis umzusetzen. Neben der Integration von praxistauglichen
Leitfäden und Assessments, definierten Verantwortungsbereichen sowie
Organisations- und Koordinationshilfen bedarf es ferner der Entwicklung
geeigneter Finanzierungskonzepte auf gesundheitspolitischer Ebene, um
theoretisch angelegte Palliative Care-Bedingungen in die Praxis
überführen zu können.
Abstract
Objectives Despite the existence of a legislative framework, palliative
care and hospice support in nursing homes vary widely. Although most nursing
homes have palliative care concepts by now, they are rarely integrated into
everyday practice. This study aims to examine differences in palliative and
hospice care and to determine the causes of discrepancies between theoretical
framework and everyday practice.
Methods Based on a pilot project, in depth structural and process analyses
of two nursing homes in urban and rural areas in North Rhine-Westphalia were
conducted. In addition, three nursing homes of an extended group of providers as
well as an expert advisory board was included to minimize (provider-) specific
characteristics and to expand findings.
Results Although the proportion of palliative residents and their average
age was comparable, analyses revealed significant differences between the
nursing homes regarding the palliative length of stay (213.2 days vs. 88.6 days)
as well as the mortality rate of palliative residents among all death cases
(26% vs. 63.6%). Furthermore, internal processes within the
nursing homes differed vastly despite similar concepts and procedural
instructions. As a result, palliative care formally started at an earlier stage
in nursing home X. Besides that, the identification of palliative care
situations, as well as communication, organizational processes and the inclusion
of cooperation partners, took place without fixed structures and was based on
the subjective handling of staff members in both facilities.
Conclusions It turns out to be challenging for nursing homes to implement
theoretical framework into everyday practice. To facilitate this process, aside
from practicable assessments, defined responsibilities and organizational
support, financing concepts at health policy level need to be established.
Schlüsselwörter
Palliativversorgung - Palliativpflege - Pflegeeinrichtungen - Altenheime - Versorgungsqualität
Key words
palliative care - hospice and palliative care nursing - nursing homes - quality of
health care