Psychother Psychosom Med Psychol 2023; 73(02): 85-88
DOI: 10.1055/a-1961-1219
Kurzmitteilung

Kommunikation über die elterliche Krebserkrankung mit minderjährigen Kindern: Notwendigkeit, Belastung und Themen aus Elternsicht

Communicating about Parental Cancer with Minor Children: Necessity, Burden, and Issues from a Parent’s Perspective
Hannah Kleinhaus
1   Abteilung für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie, Universitätsklinikum Leipzig, Leipzig, Germany
,
2   Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Universitätsklinikum Mainz, Mainz, Germany
,
Georg Romer
3   Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, -psychosomatik und -psychotherapie, Universitätsklinikum Münster, Münster, Germany
,
Jochen Ernst
1   Abteilung für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie, Universitätsklinikum Leipzig, Leipzig, Germany
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Zusammenfassung

Hintergrund Krebskranke Eltern minderjähriger Kinder stehen neben der Bewältigung eigener Belastungen vor der schwierigen Aufgabe, ihren Kindern die Diagnose und deren Auswirkungen zu vermitteln. Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, die Wahrnehmung der Eltern in Bezug auf die Gespräche mit ihren Kindern zu untersuchen und wesentliche Themen für eine psychosoziale Unterstützung dabei herauszuarbeiten.

Methodik Anhand eines Fragebogens wurden N=82 Krebspatient*innen mit N=162 minderjährigen Kindern zu ihren Erfahrungen bei den Gesprächen mit ihren Kindern über die Erkrankung befragt.

Ergebnisse Die Kommunikation über die Erkrankung wurde von den meisten Eltern als notwendig wahrgenommen. Das gilt insbesondere in Bezug auf ältere Kinder. Mit 143 von 162 Kindern (88,3%) fand das Gespräch statt. Von den 82 befragten Elternteilen empfanden 16,5% keine Belastung als Folge der Gespräche, 15,2% berichteten von einer sehr hohen Belastung. Als besonders belastend wurde v. a. das Gefühl wahrgenommen, die Kinder nicht schützen zu können.

Diskussion Die meisten Eltern erachten die Kommunikation mit den Kindern als wichtig und handeln auch dementsprechend. Vielen fällt das aber schwer, z. B., weil sie ihre Kinder eigentlich beschützen wollen. Für zusätzliche Überforderung können Fragen der Kinder sorgen, auf welche die Eltern keine Antwort geben können.

Schlussfolgerung Eine psychosoziale Unterstützung kann hier hilfreich sein. Von den Eltern thematisierte Erfahrungen können anderen Eltern in ähnlichen Situationen helfen.

Abstract

Background In addition to coping with their own stresses, parents of minor children with cancer face the difficult task of communicating the diagnosis and its effects to their children. The aim of this study is to examine parents’ perceptions of conversations with their children and to identify key topics for psychosocial support.

Methods Using a questionnaire, N=82 cancer patients with N=162 minor children were asked about their experiences when talking to their children about the disease.

Results Communication about the disease was perceived as necessary by most parents. This was especially the case for older children. With 143 out of 162 children (88.3%), the conversation was held. Of the 82 parents interviewed, 16.5% felt no burden as a result of the talks, 15.2% reported a very high burden. The feeling of not being able to protect the children was perceived as particularly stressful.

Discussion Most parents consider communication with the children to be important and seek it. However, many find this difficult, e. g. because they actually want to protect their children. Additional stress can be caused by questions from the children to which the parents cannot give an answer.

Conclusion Psychosocial support can be helpful here. Experiences discussed by parents can help other parents in similar situations.



Publikationsverlauf

Eingereicht: 01. Juli 2022

Angenommen: 11. Oktober 2022

Artikel online veröffentlicht:
22. November 2022

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