CC BY-NC-ND 4.0 · Geburtshilfe Frauenheilkd 2023; 83(11): 1361-1370
DOI: 10.1055/a-2103-8143
GebFra Science
Original Article

Reduktion der Frühgeburtenrate durch frühzeitige Diagnostik und schwangerschaftsadaptierte Therapie der Schilddrüsenunterfunktion

Article in several languages: English | deutsch
Pompilio Torremante
1   Frauenarzt/Spezielle Geburtshilfe und Perinatalmedizin, Ochsenhausen, Germany
,
Nils Kristian Berge
2   Abteilung für Medizinische Statistik, Biomathematik und Informationsverarbeitung, Universitätsmedizin Mannheim, Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg Medizinische Fakultät Mannheim, Mannheim, Germany (Ringgold ID: RIN99045)
,
Christel Weiss
2   Abteilung für Medizinische Statistik, Biomathematik und Informationsverarbeitung, Universitätsmedizin Mannheim, Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg Medizinische Fakultät Mannheim, Mannheim, Germany (Ringgold ID: RIN99045)
› Author Affiliations

Zusammenfassung

Einleitung

Ziel war es, herauszufinden, inwieweit regelmäßige Kontrollen des mütterlichen freien Thyroxinspiegels und eine schwangerschaftsadaptierte L-Thyroxin-Substitution vor und in der Schwangerschaft bei bestehender oder neu diagnostizierter latenter und manifester Hypothyreose sowie Hypothyroxinämie die Frühgeburtenrate beeinflussen können.

Material und Methoden

Retrospektive Kohortenstudie mit Auswertung von 1440 pseudonymisierten Erhebungsfragebögen zur Evaluation von Frühgeburtsrisiken mit 2 Studiengruppen aus einer Praxis und einer bundesweit rekrutierten Kontrollgruppe. Studiengruppe A (n = 360) hatte bereits präkonzeptionell L-Thyroxin eingenommen, Studiengruppe B (n = 580) nach Eintritt der Schwangerschaft. Beide Studiengruppen hatten ein maximales Gestationsalter von 12+0 SSW. TSH und freier Thyroxinspiegel wurden zur Dosisanpassung regelmäßig in den Studiengruppen bestimmt. Ziel war es, den freien Thyroxinspiegel schwangerschaftsadaptiert im euthyreoten hyperthyroxinämischen Bereich zu halten. Die Kontrollgruppe (n = 500) hatte während der Schwangerschaft L-Thyroxin eingenommen nach Kriterien, die nicht bekannt waren, da im Erhebungsfragebogen nicht danach gefragt wurde. Unter Berücksichtigung anderer Risikofaktoren wurde mittels logistischer Regressionsanalyse der Einfluss einer schwangerschaftsadaptierten L-Thyroxin-Substitution auf die Frühgeburtenrate ermittelt.

Ergebnisse

Im Vergleich zur Kontrollgruppe war die Frühgeburtenrate in der Studiengruppe A um 70% (p < 0,0001) und in der Studiengruppe B um 42% (p = 0,0086) niedriger, wobei die Odds Ratio mit 3,46 besonders in der Studiengruppe A hoch signifikant war. Bluthochdruck (Odds Ratio 5,21), BMI pro kg/m2 (Odds Ratio 0,91) und Z. n. Frühgeburt konnten als weitere unabhängige Risikofaktoren identifiziert werden.

Schlussfolgerung

Die Ergebnisse zeigen eine Assoziation von intensivierter Schilddrüsendiagnostik und schwangerschaftsadaptierter L-Thyroxin-Substitution mit einer Abnahme von Frühgeburten. Weitere Untersuchungen sollten die Ergebnisse bestätigen.



Publication History

Received: 11 July 2022

Accepted after revision: 31 May 2023

Article published online:
05 October 2023

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