Psychiatr Prax 2024; 51(03): 139-146
DOI: 10.1055/a-2193-8913
Originalarbeit

Versorgungstrajektorien wohnungsloser oder in prekären Wohnverhältnissen lebender psychisch Erkrankter zweier psychiatrisch-psychotherapeutischer Kliniken der Regelversorgung Nordrhein-Westfalens

Care trajectories of homeless or precariously housed mentally ill patients from two psychiatric-psychotherapeutic hospitals in North Rhine-Westphalia
1   LVR-Institut für Forschung und Bildung, Köln
,
Bianca Ueberberg
2   LWL-Institut für Seelische Gesundheit, LWL-Universitätsklinikum Bochum der Ruhr-Universitat Bochum
,
Josephine Heinz
1   LVR-Institut für Forschung und Bildung, Köln
,
Thea Kreyenschulte
1   LVR-Institut für Forschung und Bildung, Köln
,
Isabell Lehmann
1   LVR-Institut für Forschung und Bildung, Köln
,
Ida Haussleiter
2   LWL-Institut für Seelische Gesundheit, LWL-Universitätsklinikum Bochum der Ruhr-Universitat Bochum
,
Georg Juckel
2   LWL-Institut für Seelische Gesundheit, LWL-Universitätsklinikum Bochum der Ruhr-Universitat Bochum
,
Euphrosyne Gouzoulis-Mayfrank
1   LVR-Institut für Forschung und Bildung, Köln
3   Akademisches Lehrkrankenhaus der Universität zu Köln, LVR-Klinik Köln
› Author Affiliations

Zusammenfassung

Ziel der Studie Psychische Erkrankungen und Wohnungslosigkeit sind häufig assoziiert. Ziel der Studie war die Darstellung der Versorgungstrajektorien von stationären psychiatrischen Patient*innen, die aus prekären Wohnverhältnissen oder Wohnungslosigkeit aufgenommen wurden.

Methodik Eine anonymisierte Stichtagserhebung erfolgte in zwei psychiatrischen Krankenhäusern der Regelversorgung in Nordrhein-Westfalen.

Ergebnisse Von 76 identifizierten Betroffenen wurde etwa jeder Zweite in ungesicherte Wohnverhältnisse oder die Wohnungslosigkeit entlassen. Bei fast jedem Dritten verzögerte sich die Entlassung wegen der ungeklärten Wohnsituation. Die ambulante psychiatrische Weiterbehandlung konnte bei mehr als 30% und die hausärztliche Weiterbehandlung bei mehr als 40% der Betroffenen nicht gesichert werden.

Schlussfolgerung Eine Verbesserung der Wohnsituation ist bei psychiatrisch vollstationär Behandelten, die aus ungesicherten Wohnformen aufgenommen wurden, in einer Minderzahl der Fälle möglich. Die ungeklärte Wohnsituation wurde in etwa jedem dritten Fall als Entlasshindernis angesehen.

Abstract

Objectives Mental illness and homelessness are often associated with each other. The study aim was to describe the care trajectories of psychiatric inpatients admitted from precarious housing or homelessness.

Methods An anonymized data collection was performed at two psychiatric hospitals in North Rhine-Westphalia.

Results Of 76 identified patients, every other was discharged to unsecured housing or homelessness. An unresolved housing situation delayed discharge in almost every third case. Upon discharge outpatient somatic or psychiatric treatment was not secured in more than 30%, and in more than 40% of cases, resp.

Conclusion Improvement of the housing situation is possible in a minority of cases for psychiatric inpatients admitted from unsecured housing. The unresolved housing situation was seen as an obstacle to discharge in every third case.



Publication History

Received: 31 May 2023

Accepted: 17 October 2023

Article published online:
22 December 2023

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