Suchttherapie 2024; 25(04): 184-190
DOI: 10.1055/a-2282-4769
Originalarbeit

Drei kontrastierende Verläufe von Frauen mit einer Alkoholabhängigkeit: eine qualitative Studie

Three Contrasting Courses of Recovery Among Women with Alcohol Dependence: A Qualitative Study
Silvija Gavez
1   ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, Departement Soziale Arbeit, Zürich
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Zusammenfassung

Ziel Im vorliegenden Beitrag wird die Bedeutung von sozialen Beziehungen auf Abstinenz und -stabilisierung bei Frauen mit einer Alkoholabhängigkeit aufgezeigt. Aus der Perspektive der betroffenen Frauen wird eruiert, ob und inwiefern Verhaltensweisen von Personen aus dem sozialen Umfeld als unterstützend oder belastend wahrgenommen werden.

Methode Im Rahmen einer qualitativen Studie wurden halbstrukturierte Interviews mit Frauen geführt, die gebeten wurden, von ihrer Alkoholabhängigkeit zu erzählen. Die Auswertung der Interviews erfolgte nach einem rekonstruktiven Ansatz. Die Ethikkommission der Philosophischen Fakultät der Universität Zürich hat das Vorgehen bewilligt.

Ergebnisse Anhand von drei kontrastierenden Verläufen wird dargelegt, wie sich soziale Beziehungen auf das Trinkverhalten auswirken können. Erstens können soziale Beziehungen massgeblich zum Entscheid zur Abstinenz beitragen und Betroffene bei der Abstinenzstabilisierung motivieren. Zweitens können belastende und stigmatisierende Reaktionsweisen Betroffene belasten. Drittens tragen vor allem gesundheitliche Gründe zur Entscheidung zur Abstinenz bei, während soziale Beziehungen kaum eine Rolle dabei spielen.

Schlussfolgerungen Die Ergebnisse zeigen auf, welche unterschiedlichen Auswirkungen soziale Beziehungen auf das Trinkverhalten haben können. Dabei sind sie in Wechselwirkung mit persönlichen Faktoren zu betrachten, wie beispielsweise dem offenen oder heimlichen Konsum.

Abstract

Aim This article highlights the crucial role of social relationships in promoting abstinence and stability among women with alcohol dependence. It investigates how the behavior of social relationships is perceived by these women —whether as supportive or burdensome.

Method In a qualitative study, semi-structured interviews were conducted with women who shared their experiences related to alcohol dependence. The interviews were analyzed using a reconstructive approach. The ethics committee of the Faculty of Philosophy at the University of Zurich approved the research procedure.

Results Three distinct courses of alcohol dependence illustrate how social relationships impact drinking behavior: Positive influence: Social relationships significantly contribute to the decision to abstain and motivate affected individuals to maintain their abstinence. Stressful and stigmatizing reactions from others can strain those affected by alcohol dependence. Health-related reasons, rather than social relationships, play a pivotal role in the decision to abstain.

Conclusions The findings highlight the diverse effects of social relationships on drinking behavior. These effects should be considered alongside personal factors, including whether alcohol consumption is open or kept secret.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
15. April 2024

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