Tierarztl Prax Ausg K Kleintiere Heimtiere 2024; 52(03): 174-188
DOI: 10.1055/a-2324-0887
Kasuistik

Differenzialdiagnose zur malignen Neoplasie: Nasopharyngeale Masse bei einer Katze mit nasaler Kryptokokkose in Deutschland

Differential diagnosis to malignant neoplasia: Nasopharyngeal mass in a cat with nasal cryptococcosis in Germany
Sarah Rösch
1   Klinik für Kleintiere, Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover
,
Volker Rickerts
2   Konsiliarlabor für Kryptokokkose und seltene Systemmykosen, Robert Koch Institut, Berlin
,
Manon Mikić
1   Klinik für Kleintiere, Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover
,
Dunja Wilmes
2   Konsiliarlabor für Kryptokokkose und seltene Systemmykosen, Robert Koch Institut, Berlin
,
Andreas Beineke
3   Institut für Pathologie, Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover
,
Reinhard Mischke
1   Klinik für Kleintiere, Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover
› Author Affiliations

Zusammenfassung

Eine 2-jährige Norwegische Waldkatze wurde aufgrund von bilateralem, eitrigem Nasenausfluss und Stertor vorgestellt. Eine Computertomografie (CT) des Kopfes zeigte eine intranasale Masse der linken Nasenhöhle, die sich bis hinter die Tubenöffnungen erstreckte und den Nasenrachen vollständig verlegte. Die Rhinoskopie bestätigte eine rosafarbene, speckige Masse. In der CT zeigten sich beide Kompartimente des rechten Mittelohres mit weichteilisodensem Material gefüllt. Die knöcherne Umrandung des Mittelohres war nicht verändert. Nach endoskopisch gestützter Eröffnung des Trommelfells (Tympanozentese) erwies sich die Füllung in dem einsehbaren, dorsolateralen Kompartiment neben weißlichem, hochviskosem Sekret als klassisches polypöses Gewebe. Es wurde der Verdacht einer sekundären Otitis media aufgrund einer Abflussstörung geäußert.

Mit einem endoskopisch-interventionellem Zugang durch das Nasenloch wurde die nasopharyngeale Masse für die histopathologische Untersuchung sowie zur Wiederherstellung des nasalen Atemweges und zur Ermöglichung der Tubendrainage abgetragen. Im Gegensatz zu Katzen mit klassischen, malignen Neoplasien der Nasenhöhle zeigten sich bei dem Kater mehrere Ansatzpunkte der Zubildung und mehrere wellenförmige Erhebungen bilateral in der nasopharyngealen Schleimhaut.

Die zytologische und histopathologische Untersuchung identifizierte die Masse als Pilzgranulom im Rahmen einer in Deutschland nur selten beobachteten Kryptokokken-Infektion. Die molekulargenetische Analyse bestätigte eine Infektion mit Cryptococcus neoformans var. grubii.

Ein einmaliges intranasales und nasopharyngeales endoskopisches Débridement hatte innerhalb von 14 Tagen zu einer deutlichen Verbesserung der klinischen Befunde und einer vollständigen Ausheilung des rechten Mittelohres (inklusive des Trommelfells) geführt, jedoch nicht zu einer vollständigen Heilung der Erkrankung. Der Kater wurde deshalb nach Erhalt des Cryptococcus-positiven Befundes über mehrere Wochen mit oraler Itraconazol-Lösung therapiert.

Der Fallbericht zeigt, dass auch in Deutschland die Kryptokokkose bei Katzen vorkommen kann. In der Endoskopie zeigt sich eine nasopharyngeale Masse mit multiplen Ansatzpunkten, was für eine Neoplasie untypisch ist. Für eine Therapie ist neben der empfohlenen Entfernung der Masse nach aktuellem Wissensstand die orale Gabe von systemischen Antimykotika dringend anzuraten.

Abstract

A 2-year-old Norwegian Forest cat was presented for evaluation of bilateral purulent nasal discharge and stertorous breathing. A computed tomography (CT) scan of the head revealed an intranasal mass of the left nasal cavity extending behind the tube openings and completely obstructing the nasopharynx. Rhinoscopy confirmed a pinkish, shiny mass. CT scan showed both compartments of the right middle ear filled with abnormal soft tissue attenuating material. There was no change in the bony outline of the middle ear. In the endoscopic examination, after endoscopically assisted tympanocentesis, this material in the accessible dorsolateral compartment proved to be classic polypous tissue in addition to highly viscous glue-like secretions. A secondary otitis media due to a drainage disorder was suspected.

Using an endoscopic-interventional approach through the nostril, the nasopharyngeal mass was removed for histopathological examination, in order to restore the nasal airway, and to allow tube drainage. In contrast to cats with classical malignant nasal cavity masses, the cat showed several attachment points of the mass and multiple undulating elevations bilaterally in the nasopharyngeal mucosa.

Cytological and histopathological examination identified the mass as a fungal granuloma in the context of a cryptococcus infection only rarely observed in Germany. Molecular genetic analysis confirmed an infection with Cryptococcus neoformans var. grubii.

A single intranasal and nasopharyngeal endoscopic debridement resulted in a significant improvement of the clinical signs and a complete healing of the right middle ear (including the tympanic membrane) within 14 days, but not in a complete cure of the disease. The cat was therefore treated with oral itraconazole solution for several weeks.

The case report shows that nasal cryptococcosis can also affect cats in Germany. Rhinoscopy reveals a nasopharyngeal mass with multiple attachment points, which is unusual for a neoplasia. In addition to the recommended removal of the mass, oral administration of systemic antimycotics is strongly advised.



Publication History

Received: 02 June 2023

Accepted: 19 January 2024

Article published online:
26 June 2024

© 2024. Thieme. All rights reserved.

Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany