Zusammenfassung
Ziel der Studie Zusammenfassende Darstellung der formalen und inhaltlichen
Einschulungspraxis von Schuleingangsuntersuchungen (SEU) in der Deutschen
Demokratischen Republik (DDR).
Methoden Durch eine systematische Literatursichtung auf konventioneller
und internetbasierter Grundlage wurden nach ausgewählten Suchbegriffen
Fachpublikationen und themenbezogene Originaldokumente zielgerichtet verfügbar
gemacht, um wesentliche Merkmale von SEU in der DDR zu erfassen und in einem
Gesamtkontext darzustellen.
Ergebnisse In der DDR erfolgte im Alter von 6 Jahren die regelrechte
Einschulung, wobei deren Durchführungspraxis während der 1950er und 1960er Jahre
formal und inhaltlich uneinheitlich ausgestaltet war. Auf der Grundlage
verpflichtender Reihenuntersuchungen hatte damals die medizinische
Reihenuntersuchung für die Altersgruppe der 5- bis 6-jährigen Kinder formale
Gültigkeit als SEU. Fallbezogen führten die zuständigen Kinderärzte ergänzende,
nicht standardisierte Entwicklungstests durch. Unter anderem durch die
zunehmende Versorgungsdichte mit Kindergärten in der DDR wurde dem dortigen
Fachpersonal ab den 1970er Jahren eine stärkere Einbindung bei der Beurteilung
beschulungsrelevanter Kompetenzen bei Vorschulkindern zugedacht. Daneben gewann
die Reihenuntersuchung für 4- bis 5-jährige Kinder für entwicklungsdiagnostische
Belange zusätzlich an Relevanz. Während anfangs noch diverse Testverfahren
Anwendung fanden, entwickelte sich ab den 1970er Jahren ein standardisiertes
Instrumenteninventar zur Einschätzung der Lernfähigkeit, Denkentwicklung und
Sprachentwicklung sukzessiv heraus. Durch beide zeitlich gestaffelten SEU
konnten im Bedarfsfall frühzeitige Förderungsmaßnahmen bei
entwicklungsverzögerten Kindern ergriffen werden, sodass diesen betroffenen
Kindern adäquate Entwicklungs- und Bildungschancen eröffnet werden konnten. Im
Gefolge dieser Konzeption fand auch eine sich intensivierende, teilweise
informelle Kooperation zwischen dem Fachpersonal in den Kindergärten, den
Kinderärzten, den Eltern und den Schulleitungen statt.
Schlussfolgerung Insgesamt kann festgehalten werden, dass die SEU in der
DDR ab den 1970er Jahren auf ein fachlich durchdachtes Gesamtkonzept basierten.
Zur damaligen Zeit war diese standardisierte, gestaffelte und multidisziplinäre
Vorgehensweise in der DDR der Einschulungspraxis in Westdeutschland methodisch
überlegen.
Abstract
Aim of the study Summarising the formal and substantive enrolment practice
of school entry examinations (SEU) in the German Democratic Republic (GDR).
Methods Through a systematic literature review using a conventional as
well as internet-based sources, specialised literature on specific topics and
original documents were made available following selected search terms to
capture essential characteristics of SEU in the GDR and to present them in a
general context.
Results In the GDR, regular school enrolment took place at the age of 6,
although SEU implementation practice during the 1950s and 1960s was
fundamentally inconsistent in terms of form and content. On the basis of
mandatory annual screening examinations for children, the medical screening
examination at pre-school age of 5–6 years was formally valid as a SEU. On a
case-by-case basis, the responsible paediatricians carried out supplementary,
but non-standardised developmental tests. From the 1970s onwards, the increasing
density of kindergarten in the GDR led to their specialist staff getting more
involved in the assessment of pre-school children's competences relevant to
schooling. In addition, screening at the age of 4–5 years also became more
relevant for developmental diagnostic purposes. While various examination
procedures were initially used, a standardised inventory of instruments for
assessing learning ability, intellectual development and language development
gradually emerged during the 1970s. These two staggered SEUs between the age of
4 and 6 years enabled preschool children to be supported if necessary, so that
children with developmental delays could be given adequate developmental and
educational opportunities. This concept also enabled an intensifying, partly
informal cooperation between the specialist staff in the kindergartens,
paediatricians, parents and school headmasters.
Conclusion Overall, the SEU in the GDR was based on a professionally and a
well thought-out concept from the 1970s onwards. At this time, the standardised,
staggered and multidisciplinary approach was methodologically superior to school
enrolment practice in West Germany.
Schlüsselwörter Schuleingangsuntersuchung - DDR - Untersuchungsinstrumente - Schulfähigkeit - Gesundheitssystemforschung
Keywords School entrance examination - GDR - Examination instruments - Child development -
Health systems research