Tierarztl Prax Ausg G Grosstiere Nutztiere 2025; 53(05): 310-319
DOI: 10.1055/a-2632-2294
Originalartikel

Retrospektive Analyse von Sektionsbefunden bei Neuweltkamelen in Deutschland in Hinblick auf Optimierung des Tierärztlichen Managements

Retrospective analysis of necropsy findings in South American camelids in Germany with regard to the optimization of veterinary management

Authors

  • Henrik Wagner

    1   Tierklinik für Reproduktionsmedizin und Neugeborenenkunde, Justus-Liebig-Universität Gießen
  • Hannah Hümmelchen

    1   Tierklinik für Reproduktionsmedizin und Neugeborenenkunde, Justus-Liebig-Universität Gießen
  • Matthias Müller

    2   Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, Erlangen
  • Christin Krüger

    3   Landesunterschungsamt Rheinland-Pfalz, Koblenz
  • Dirk Steinhauer

    3   Landesunterschungsamt Rheinland-Pfalz, Koblenz
  • Lina Eddicks

    4   Institut für Tierpathologie, Ludwig-Maximilians-Universität München
  • Kim Weber

    5   Staatliches Tierärztliches Untersuchungsamt Aulendorf, Aulendorf
  • Marielle Volkwein

    5   Staatliches Tierärztliches Untersuchungsamt Aulendorf, Aulendorf
  • Grit Priemer

    6   Landesamt für Landwirtschaft, Lebensmittelsicherheit & Fischerei Mecklenburg-Vorpommern, Rostock
  • Sascha Gerst

    6   Landesamt für Landwirtschaft, Lebensmittelsicherheit & Fischerei Mecklenburg-Vorpommern, Rostock
  • Franziska Aßmuth

    7   Thüringer Landesamt für Verbraucherschutz, Bad Langensalza
  • Martin Peters

    8   Chemisches und Veterinäruntersuchungsamt Westfalen, Bochum
  • Sabine Merbach

    8   Chemisches und Veterinäruntersuchungsamt Westfalen, Bochum
  • Sara Malberg

    8   Chemisches und Veterinäruntersuchungsamt Westfalen, Bochum
  • Ulrike Fischer

    9   Chemisches und Veterinäruntersuchungsamt, Freiburg
  • Julia Reichert

    9   Chemisches und Veterinäruntersuchungsamt, Freiburg
  • Michael Suntz

    9   Chemisches und Veterinäruntersuchungsamt, Freiburg
  • Birgit Blazey

    10   Chemisches und Veterinäruntersuchungsamt, Stuttgart
  • Daniel Nobach

    10   Chemisches und Veterinäruntersuchungsamt, Stuttgart
  • Ingo Schwabe

    10   Chemisches und Veterinäruntersuchungsamt, Stuttgart
  • Olivia Kershaw

    11   Institut für Tierpathologie, Fachbereich Veterinärmedizin, Freie Universität Berlin
  • Robert Klopfleisch

    11   Institut für Tierpathologie, Fachbereich Veterinärmedizin, Freie Universität Berlin
  • Achim D. Gruber

    11   Institut für Tierpathologie, Fachbereich Veterinärmedizin, Freie Universität Berlin
  • Lars Mundhenk

    11   Institut für Tierpathologie, Fachbereich Veterinärmedizin, Freie Universität Berlin
  • Manfred Henrich

    12   Institut für Veterinär-Pathologie, Justus-Liebig-Universität Gießen
  • Henning Petersen

    13   Chemisches und Veterinäruntersuchungsamt Ostwestfalen Lippe, Detmold
  • Maja Eydner

    13   Chemisches und Veterinäruntersuchungsamt Ostwestfalen Lippe, Detmold
  • Lisa Ulrich

    1   Tierklinik für Reproduktionsmedizin und Neugeborenenkunde, Justus-Liebig-Universität Gießen
Preview

Zusammenfassung

Gegenstand und Ziel

Ziel dieser Untersuchung war, pathologische Befunde von Neuweltkamelen (NWK) in Hinblick auf mögliche Auswirkungen auf das tierärztliche Management auszuwerten.

Material und Methoden

Im Rahmen dieser retrospektiven Untersuchung wurden 598 Sektionsbefunde von 70 Lamas, 521 Alpakas und 7 nicht näher differenzierten Neuweltkamelen aus den Jahren 2019–2023 ausgewertet. Die Befunde wurden von 13 pathologischen Untersuchungsinstituten in Deutschland anonymisiert zur Verfügung gestellt.

Ergebnisse

Von den untersuchten Tieren wiesen 35,7% einen kachektischen Ernährungszustand auf, außerdem wurden 27,4% als schlecht oder mäßig genährt bezeichnet.

Am häufigsten wurde ein pathologischer Befund im Magen-Darm-Trakt festgestellt (49,5%), wobei hiervon 59,8% Enteritiden darstellten, 33,1% Gastritiden und 22,6% Magenulzera. Am zweithäufigsten wurde ein Endoparasitenbefall nachgewiesen (44,7%). In der statistischen Auswertung konnte festgestellt werden, dass Alpakas signifikant häufiger einen schlechten Ernährungszustand aufwiesen als Lamas (p<0,05). Das Vorhandensein von Gebissveränderungen (p<0,01) oder Entzündungen im Maulbereich (p<0,01) war assoziiert mit dem Ernährungszustand, ebenso das Vorliegen eines Endoparasitenbefalls (p<0,001). Lamas wiesen in der vorliegenden Untersuchung häufiger als Alpakas eine Enteritis auf und adulte und geriatrische Tiere häufiger als jüngere Tiere (Juvenil, Neonat, Fetus) (p<0,05). Mit dem Auftreten einer Ulzeration konnte ein signifikanter Zusammenhang für das Vorhandensein von Hautveränderungen festgestellt werden (p<0,05).

Schlussfolgerungen und klinische Relevanz

Die Untersuchung zeigt, dass eine Vielzahl von Erkrankungen als Todesursache auftreten können. Hervorzuheben sind Probleme im Bereich des Parasitenmanagements, der Zähne und des Ernährungszustandes, die durch ein fundiertes tierärztliches Gesundheitsmanagement im Rahmen einer Bestandsbetreuung reduziert werden könnten.

Abstract

Objective

The aim of this study was to evaluate pathological findings in New World camels (NWC) with regard to possible effects on veterinary management.

Material and methods

As part of this retrospective study, 598 necropsy findings of 70 llamas and 521 alpacas from the years 2019–2023 were analysed, 7 findings were classified as New World camelids. The findings were provided anonymously by 13 pathological examination institutes in Germany.

Results

Of the animals examined, 35.7% were found to be in a cachectic nutritional status, and in 27.4%, nutritional status was labelled as poor or moderate.

Pathological findings in the gastrointestinal tract were most frequent, being observed in 49.5% of the animals. Of these cases, 59.8% showed enteritis, 33.1% gastritis and 22.6% gastric ulceration. Endoparasite infestation was the second most common finding (44.7%). Statistical analysis showed that alpacas were significantly more likely to have poor nutritional status than llamas (p<0.05). The presence of dental abnormalities (p<0.01) or inflammation in the oral area (p=0,01) had a significant effect on the nutritional status. The presence of endoparasite infestation also exerted a significant influence (p=0.001). In the current study, llamas exhibited enteritis more frequently than alpacas and adult and geriatric animals were more frequently affected than younger animals (juvenile, neonate, foetus) (p<0.05). A significant correlation was found between the occurrence of ulceration and the presence of skin lesions (p<0.05).

Conclusions and clinical relevance

The study shows that a variety of diseases may be the cause of death in llamas and alpacas. The challenges in the areas of parasite management, dental health and nutritional status should be emphasised. These could be mitigated by proper veterinary health monitoring as part of herd management.



Publikationsverlauf

Eingereicht: 28. April 2025

Angenommen: 17. September 2025

Artikel online veröffentlicht:
15. Oktober 2025

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