Zusammenfassung
Nach Beugesehnenverletzungen der Hand bestehen unterschiedliche Möglichkeiten der
Weiterbehandlung. Diese können eingeteilt werden in passiv- und aktiv-dynamische
Behandlungsregime. Die Auswahl der optimalen Weiterbehandlung richtet sich
insbesondere nach den biomechanisch einwirkenden Kräften in der postoperativen
Beübung der Finger. Es bedarf deshalb quantitativer biomechanischer
Untersuchungen. In dem vorliegenden Experiment wurde untersucht, welche Kräfte
in verschiedenen Handgelenkspositionen auf die oberflächlichen und tiefen
Fingerbeugesehnen einwirken. Es wurde eine Messvorrichtung entwickelt mit deren
Hilfe sich sowohl die Gesamtkräfte der Finger, als auch die isolierten Kräfte
der oberflächlichen (FDS) und tiefen (FDP) Fingerbeugesehnen in vivo
quantifizieren ließen. Die Auswertung der Messungen erfolgte am Zeige-, Mittel-,
Ring- und Kleinfinger (D2 – D5) beider Hände von 50 Probanden, darunter 31
Frauen (62%) und 19 Männern (38%). Mittels mixed ANOVA wurden die
Einflussfaktoren Händigkeit, Geschlecht, Finger und Handgelenksposition auf
gegenseitige Abhängigkeit überprüft (p<0,05) und weiter mittels t-Tests und
einfaktoriellen ANOVAs differenziert (p<0,05). Es zeigte sich eine
statistisch signifikante Kraftreduktion der Fingerkräfte durch Beugung des
Handgelenkes. An D3 wurden im Mittel die höchsten, an D5 die geringsten Kräfte
registriert. Zwischen D2 und D4 zeigte sich kein signifikanter Unterschied. Im
Mittel wurden an D2, D3 und D4 höhere Kräfte durch den FDS als durch den FDP
erreicht. An D5 zeigte sich ein umgekehrtes Kraftverhältnis mit einer höheren
Kraftentwicklung des FDP. Die Summe der isolierten Kräfte des FDS und FDP ergab
an D2 bis D4 rund 80%, an D5 waren es lediglich 60%. Die übrige Kraftentwicklung
kann durch den Einfluss der Mittelhandmuskulatur und im Falle von D5 zusätzlich
durch den M. flexor digiti minimi erklärt werden. Die Ergebnisse ermöglichen
eine differenzierte Einschätzung der biomechanischen Kräfte bei aktiver
Fingerbeugung.
Abstract
There are different options for further treatment following flexor tendon
injuries of the hand. These can be divided into passive and active dynamic
treatment regimens. The selection of the optimal further treatment depends
primarily on the biomechanically acting forces during postoperative finger
exercises. Quantitative biomechanical studies are therefore required. The
present experiment examined which forces act on the superficial and deep finger
flexor tendons in different wrist positions. A measuring device was developed
with the help of which both the total forces of the fingers and the isolated
forces of the superficial (FDS) and deep (FDP) finger flexor tendons could be
quantified in vivo. The measurements were evaluated on the index, middle, ring
and little fingers (D2 – D5) of both hands of 50 test subjects, including 31
women (62%) and 19 men (38%). The influencing factors handedness, gender,
fingers and wrist position were checked for interdependence using mixed ANOVA
(p<0.05) and further differentiated using t-tests and one-factor ANOVAs
(p<0.05). There was a statistically significant reduction in finger strength
by flexing the wrist. On average, the highest forces were recorded at D3 and the
lowest at D5. There was no significant difference between D2 and D4. On average,
higher forces were achieved at D2, D3 and D4 by the FDS than by the FDP. At D5
there was a reversed force relationship with a higher force development of the
FDP. The sum of the isolated forces of the FDS and FDP at D2 to D4 was around
80%, at D5 it was only 60%. The remaining force development can be explained by
the influence of the metacarpal muscles and, in the case of D5, also by the
flexor digiti minimi muscle. The results enable a differentiated assessment of
the biomechanical forces acting during active finger flexion.
Schlüsselwörter
Biomechanik - Kraftmessung - Fingerbeugekraft - Beugesehnen
Keywords
biomechanics - force measurement - finger flexion force - flexor tendons