Aktuelle Neurologie 2009; 36(1): 1
DOI: 10.1055/s-0028-1090166
Editorial

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Hans Schliack, 26.10.1919–19.12.2008

Hans Schliack, 26.10.1919–19.12.2008H.  C.  Hopf1
  • 1Klinik und Poliklinik für Neurologie, Johannes-Gutenberg-Universität Mainz
Further Information

Publication History

Publication Date:
03 February 2009 (online)

Wir erfüllen in diesem Heft die traurige Pflicht, den von uns allen verehrten emeritierten Ordinarius für Neurologie, Prof. Dr. med. Hans Schliack zu würdigen, der im Alter von 89 Jahren verstorben ist. Er war der eigentliche Initiator der Aktuellen Neurologie sowie langjähriger Herausgeber, anregender Ideengeber und kritischer Begleiter unserer Zeitschrift. Seine Vorstellungen werden auch über seinen Tod hinaus in ihr erkennbar bleiben.

Hans Schliack entwickelte Anfang der 70er-Jahre die Überzeugung, dass in Deutschland eine Zeitschrift fehlt, die sich der Fortbildung in den praktischen Grundlagen der klinischen Neurologie widmet. Dies wurde auch im Vorwort zum ersten Heft zum Ausdruck gebracht (Akt Neurol 1974; 1: 1). In langen Gesprächen mit dem Verleger Dr. Günther Hauff gelang es ihm, den Georg Thieme Verlag, Stuttgart, als Verlag zu gewinnen. In seinem Freund, Albert Bischoff, Chefarzt am Inselspital Bern, fand er einen Mitstreiter, der seine Ideen ebenso teilte wie Hanns Christian Hopf, damals Oberarzt bei H. H. Bauer in Göttingen. Diese drei bildeten unter der unbestrittenen Führung von Hans Schliack das Herausgeberteam der ersten Jahre. Details, wie das A5-Format (14,8 × 21 cm) der Aktuellen Neurologie zum Lesen in Bahn oder Bus und eine „Diagnosekartei” als praktische Hilfen für den Leser, waren von Hans Schliack angeregt, wurden aber 1981 zu Gunsten eines einheitlichen Formats der Zeitschriften wieder aufgegeben.

Hans Schliack hat in der Zeit seines Wirkens für unsere Zeitschrift Abschied von Albert Bischoff (am 23.7.1981) und Felix Jerusalem (am 18.3.1996) nehmen müssen, aber auch die Erweiterung des Herausgeberteams durch Hans-Christoph Diener (1992) sowie durch Günter Deuschl, Günter Krämer und Heinz Reichmann (1996) mitgestaltet. Nachdem er damit „sein Kind”, wie er die Zeitschrift manchmal apostrophierte, in guten Händen wusste, zog er sich 1997, im 78. Lebensjahr ganz in sein privates Leben zurück.

Hans Schliack war auch anderweitig dem Georg Thieme Verlag eng verbunden. Schon früh (1965) entstand zusammen mit Marco Mumenthaler das Standardwerk „Läsionen peripherer Nerven”. Der Titel des späteren Werks „Neurologie in Praxis und Klinik” (1981) dokumentiert sein vorrangiges Interesse für eine „Neurologie am Krankenbett”, wobei die alphabetische Folge der Herausgebernamen den Konflikt einer Reihung hinter dem Initiator widerspiegelt.

Hans Schliack verfügte über intuitive Kraft. Sie verwob sich in seiner Person mit seiner Fähigkeit einer umfassenden exakten klinischen Untersuchung und dem logisch-deduktiven Weg zur Diagnose zu einer glücklichen Synthese. Das Resultat war ein unbestechliches ärztliches Urteil, das ihn auch in der Bewertung wissenschaftlicher Arbeiten leitete. Seine Kritik vermochte er stets in freundliche Worte zu kleiden, was im Sinne eines konstruktiven Appells wirkte. Dies alles ließ ihn zur bestimmenden Persönlichkeit der ersten rund 25 Jahre der Aktuellen Neurologie werden. Sein Verständnis von neurologischer Medizin hat das Grundkonzept der Vermittlung von Wissen für den klinischen Alltag geprägt. Es wirkt bis heute in unserer Zeitschrift fort, auch wenn sich zwischenzeitlich Weiterentwicklungen ergeben haben und dies auch fernerhin tun werden.

Für die Herausgeber
Hanns Christian Hopf, Mainz

Prof. Dr. med. Hanns Christian Hopf

Klinik und Poliklinik für Neurologie, Johannes-Gutenberg-Universität Mainz

55131 Mainz

Email: hopf@neurologie.klinik.uni-mainz.de

    >