psychoneuro 2008; 34(9): 432
DOI: 10.1055/s-0028-1091309
Bücher

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart ˙ New York

Wie Sie Lebensfallen meistern - Sein Leben neu erfinden

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Publication Date:
19 November 2008 (online)

 

J. E. Young, J. S. Klosko, 415 Seiten, Junfermann Verlag, Paderborn, 2. Auflage 2006, 26,00 €, ISBN 978-3-87387-619-4

Es ist sehr zu begrüßen, dass auch in Deutschland Arbeiten zu lesen sind, die sich mit der Praxis und vorwiegend mit der Praxis befassen. Diese neuen Gesichtspunkte verdanken wir übrigens den Amerikanern, die sich immer schon auf Praktikabilität eingelassen haben. Andererseits darf das natürlich nicht dazu führen, die negativen Aspekte solcher Bücher zu übersehen. Der Fehler in diesem Fall ist, dass negative Krankheitsverläufe und Entwicklungen zu Prototypen stilisiert werden. Glücklicherweise sind krankhafte Entwicklungen nicht die Regel. Ein weiterer Fehler ist, dass der generelle, bedingungslose Rückgriff auf Kindheitserinnerungen und -erlebnisse unzulässig ist. Hier sind nicht immer "Lebensfallen" zu bewältigen, sondern es stecken auch psychiatrische Krankheiten dahinter, die unter Umständen dann nicht erkannt werden. Häufig liest man - so nach einer Art "Schema F": "… der Vater verlässt die Familie, die Mutter ergibt sich dem Suff, die Tochter macht zwar alles, aber erklärlicherweise nicht alles richtig". Daraus entsteht dann ein lebenslanges Gefühl der Unzulänglichkeit. Warum? Muss das so sein? Eben nicht. Auch das Gegenteil kann der Fall sein: Die Tochter wird früher selbständig, lernt Kochen, versorgt die Familie und wird im Leben ein Fels in der Brandung. Auf jeden Fall sind die Verhältnisse so einfach schematisch nicht.

Trotzdem: Der vielbeschäftigte Psychotherapeut, besonders aber ein Anfänger auf dem Gebiet, wird trotz kritischer Betrachtung hier und da Beispiele finden, die im Einzelfall weiterhelfen.

Prof. F. Reimer, Weinsberg

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