Notfall & Hausarztmedizin 2008; 34(12): 585
DOI: 10.1055/s-0029-1202137
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© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

SESAM-2-Studie: Wissenschaftlicher Beitrag zur Betreuungsaufgabe des Hausarztes

Johannes Dietrich
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Publication Date:
19 January 2009 (online)

Die vorliegende Ausgabe der Notfall & Hausarztmedizin widmet sich einer Auswertung der Sächsischen Epidemiologischen Studie in der Allgemeinmedizin (SESAM-2) der wissenschaftlichen Fachgesellschaft der Allgemeinärzte Sachsens (SGAM). Die Studie bietet interessierten Hausärzten einen Überblick über häufige Beratungsanlässe, aber auch Probleme der Klassifikation von Morbidität in der Arztpraxis. Die Notfall & Hausarztmedizin ist offizielles Publikationsorgan der SGAM, zugleich aber auch eine Zeitschrift, die dem Spezialisten – der zunehmend auch für den kassenärztlichen Notdienst herangezogen wird – eine aktuelle und wissenschaftlich begründete Fortbildung bieten will. Wir möchten aber nicht nur die vorgenannten ansprechen, sondern auch all jene in Medizin und Politik, die durch diese profund ausgewertete Datenerhebung positive Gestaltungsmechanismen in der patientennahen Basisversorgung, der Hausarztmedizin, erreichen wollen. Ferner reduzieren wir mit unseren Veröffentlichungen ein offensichtlich vorhandenes Informationsdefizit erheblich. Es sei noch einmal darauf hingewiesen, dass > 50? % aller ambulant behandelten Patienten durch unsere Fachgruppe versorgt werden. Ebenso möchte ich betonen, dass es sich bei unserer Erhebung um eine patientenorientierte Studie handelt, die über ein gesamtes Jahr durchgeführt wurde, um saisonale, gegebenenfalls witterungsbedingte Beeinflussungen weitgehend auszuschließen.

Angesichts der gegenwärtigen – besonders im Gesundheitswesen – umfassenden gesellschaftlichen Umwälzungen stellen die Ergebnisse eine große Bereicherung aktueller Analysen dar. In unseren Studien zur ursächlichen Konsultation der Patienten in Sachsen haben wir nicht nur Kenntnisse zum Patientengut des Allgemeinarztes gewonnen, sondern können auch qualifizierte Aussagen zu Zusammenhängen spezifischer Gesundheitsprobleme/Erkrankungen geben. Wir sind durch vorliegende repräsentative Daten zur Morbiditätsverteilung unter demografischen (inklusive sozialen) Aspekten nunmehr in der Lage – dessen Fehlen beispielsweise die DEGAM beklagt hatte –, einen wissenschaftlichen Beitrag zur Betreuungsaufgabe des als Hausarzt tätigen Facharztes für Allgemeinmedizin zu liefern.

Gerade jetzt, da wir in der SGAM seit April 2008 mit einer vergleichenden Studie SESAM-4 begonnen haben, gewinnen die hier präsentierten fundierten Darlegungen enorm an Bedeutung. Denn es ist bekannt, dass mit der Zunahme des durchschnittlichen Lebensalters, der noch immer kontinuierlich steigenden Lebenserwartung unserer Patienten sich das therapeutische Spektrum des Hausarztes deutlich hin zu chronischen Krankheiten verschiebt und weiterhin verschieben wird. Im Kassenarztrecht spiegelt sich das durch die Einführung der Disease-Management-Programme (DMP) wider. Die Beratungsanlässe, die im Mittelpunkt unserer Studie standen, geben in ihrer differenten Häufigkeit und sozialen Bezogenheit Aufschluss über zwingend zu beachtende Notwendigkeiten in der medizinischen Grundversorgung der Bevölkerung.

Mir ist es als früherem SGAM-Vorstandsmitglied und Nachfolger unseres die Untersuchungen initiierenden Ehrenpräsidenten, Herrn MR Dr. Hanno Grethe, ein Bedürfnis, besonders ihm, aber auch dem gesamten ehemaligen Vorstand sowie den mehr als 200 ärztlichen Kolleginnen und Kollegen, die ausschließlich ehrenamtlich zum Gelingen der SGAM-Studie beitrugen, an dieser Stelle nochmals ganz herzlich zu danken. Mein Dank gilt selbstverständlich gleichfalls den außerordentlich engagierten Mitgliedern des SGAM-Präsidiums sowie in herausragendem Maße der Selbständigen Abteilung für Allgemeinmedizin der Universität Leipzig. Ihr Leiter, Herr Prof. Dr. Hagen Sandholzer, begleitete unsere Arbeiten auf akademisch-wissenschaftliche Weise und führte mit Umsicht und großem Einsatz einige der Promovenden zur wissenschaftlichen Graduierung. Dafür gebührt ihm ein großer Dank der SGAM und aller Beteiligten.

Die Arbeiten des Nestors der wissenschaftlichen Allgemeinmedizin, Robert N. Braun, haben viele qualifizierte Ärzte zur Forschung auf jenem Gebiet inspiriert, und wir Sachsen freuen uns, ebenfalls einen erheblichen Beitrag dieser Art mit der vorgestellten Studie geleistet zu haben. Auf ein Neues!

Dr. med. Johannes Dietrich

Mühlau, Präsident SGAM e. V.

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