Aktuelle Neurologie 2009; 36 - V421
DOI: 10.1055/s-0029-1238515

Eine blutige Punktion

OC Singer 1, W Roelz 1, T Neumann-Haefelin 1
  • 1Frankfurt/Main

Wir möchten von einer 49-jährigen Patientin berichten, die eine Stauungsblutung auf dem Boden einer kortikalen Venen- und Sinusthrombose (CVST) erlitt, nachdem sie eine Woche zuvor in unserer Klinik nach einer transitorisch-ischämischen Attacke (TIA), die die kontralaterale Hemisphäre betraf, eingehend untersucht worden war einschließlich diagnostischer Lumbalpunktion. Die initiale Kernspintomografie zum Zeitpunkt der TIA war regelrecht, insbesondere ohne Zeichen einer zu diesem Zeitpunkt bereits bestehenden Kortikalen Venenthrombobse. Im Verlauf des zweiten Aufenthalts kam es im Rahmen der CVST zu einer Nachblutung mit transtentorieller Herniation, so dass als lebensrettender Eingriff eine Hemikraniektomie durchgeführt wurde. Im Rahmen der Präsentation soll insbesondere ein möglicher ätiopathogenetischer Zusammenhang zwischen der Lumbalpunktion und der CVST bei unserer Patientin erörtert werden, über den in der Literatur mehrfach berichtet wurde. Hierfür spricht neben der engen zeitlichen Beziehung zwischen Punktion und CVST die Tatsache, dass unsere Patientin eine Thrombophilie (Heterozygotie für Faktor V Leiden und Protein S-Mangel) hat, und gerade für Patienten mit Thrombophilien entsprechende Komplikationen nach Liquorpunktionen gehäuft beschrieben wurden. Besonders soll bei der Präsentation auf die Sinnhaftigkeit der Lumbalpunktion im Rahmen der Schlaganfall- bzw. TIA-Diagnostik eingegangen und – vor dem Hintergrund des aktuellen Falles – kritisch hinterfragt werden.