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DOI: 10.1055/s-0029-1238762
Psychoedukatives Training für Patienten mit Multipler Sklerose: Inhalte und Evaluation
Einleitung und Fragestellung: Die Entwicklung und Evaluation eines Psychoedukativen Trainings für Patienten mit Multipler Sklerose (PTMS) wird vorgestellt. Das Training umfasst 12 Sitzungen, die jeweils einmal wöchentlich durchgeführt werden. Vermittelt werden Informationen zur Erkrankung, zum Erkrankungsverlauf und zur Behandlung. Der Schwerpunkt des Trainings liegt in der Erarbeitung von Copingstrategien im Umgang mit Multipler Sklerose (MS).
Methode: Mit dem psychoedukativen Training wurden multizentrisch 29 MS-Patienten (18 weiblich, 11männlich; mittlere Erkrankungsdauer von 11,96 Monaten, SD=9,51) behandelt. Vergleichend wurde eine Kontrollgruppe von 29 MS-Patienten (22 weiblich, 7männlich; mittlere Erkrankungsdauer=10,22 Monate, SD=8,57), der Literatur über die Erkrankung ausgehändigt wurde, untersucht. Mittels Fragebögen wurden depressive Symptome (ADS-L), die Lebensqualität (SF-36), das Bewältigungsverhalten (Copingsskala – CMSS), die krankheitsspezifische Selbstwirksamkeit (MS-Selbstmanagement-Skala), soziale Unterstützung (ISU-DYA) und Fatigue (WEIMuS) unmittelbar vor und nach den Interventionen beurteilt.
Resultate: In den meisten Untersuchungsvariablen ergaben sich positive Interventionseffekte. Im Vergleich beider Untersuchungszeitpunkte und Gruppen ergaben sich differentielle Effekte hinsichtlich Depression und Bewältigungsverhalten, wobei sich die PTMS-Gruppe stärker als die Kontrollgruppe verbesserte (Depression: ADS-L: p=0,02; Bewältigungsverhalten: Energiemanagment: p=0,06 Informationssuche: p=0,01, problemzentrierte Bewältigung: p=0,01).
Schlussfolgerungen: Es zeigt sich, dass durch die engmaschige Betreuung von MS-Patienten mit einem gezielten Krankheitsbewältigungstraining die aktive Auseinandersetzung mit der Krankheit und die stärkere Aktivierung von Bewältigungsverhalten gefördert wird, wobei auch unspezifische Behandlungseffekte durch die Aushändigung von Literatur erzielt wurden. Implikationen für die medizinische und psychologische Versorgung von MS-Patienten werden diskutiert.