Z Gastroenterol 2009; 47 - P258
DOI: 10.1055/s-0029-1241508

PROST – Pancreatitis during Oktoberfest Study – erste Ergebnisse einer epidemiologischen Studie zur akuten Pankreatitis im Großraum München vor, während und nach dem Oktoberfest 2008

V Phillip 1, F Hagemes 1, S Lorenz 1, U Mattheis 1, S Preinfalk 1, T Schuster 2, B Saugel 1, F Lippl 3, A Wahlländer 4, RM Schmid 1, W Huber 1
  • 1Klinikum rechts der Isar der TU München, II. Medizinische Klinik, München, Germany
  • 2Klinikum rechts der Isar der TU München, Institut für medizinische Statistik und Epidemiologie, München, Germany
  • 3Klinikum Innenstadt, LMU, Medizinische Klinik, München, Germany
  • 4Krankenhaus Agatharied, Abteilung für Gastroenterologie, Hausham, Germany

Einleitung: Die akute Pankreatitis (AP) ist ein potenziell tödliches Krankheitsbild. Inzidenz und Ätiologie zeigen eine geographische Variabilität. Epidemiologische Daten für Deutschland liegen nur aus den Jahren 1988 bis 1995 vor: Inzidenz 19,7/100000/Jahr; Anteil alkoholtoxischer AP (AAP) 40%. Weltweit sind Gallensteine und Alkohol die häufigsten Ursachen (70–90%), wobei der Anteil der AAP abhängig vom Alkoholkonsum der untersuchten Population schwankt (6% bis 79%).

Ziele: Ziel war, aktuelle epidemiologische Daten zur AP zu erheben. Da es während des Oktoberfestes zu einem zeitlich und regional limitierten Anstieg des Alkoholkonsums kommt, sollte zudem geklärt werden, ob es während des Oktoberfestes zu einer Zunahme der AAP kommt.

Methodik: Alle mit AP aufgenommenen Patienten wurden via Internet an das PROST-Studienzentrum (2 Ärzte, 4 Doktoranden) gemeldet und von diesem visitiert. Erhebungszeitraum: Oktoberfest 2008 und zwei folgende Tage (P2: 30.08.2008 bis 16.09.2008); Vergleichszeitraum: zwei 18-Tage-Intervalle unmittelbar davor (P1) und danach (P3). Beobachtungsraum: Stadt und Landkreis München mit angrenzenden Landkreisen (2,97 Mio. Einwohner). Teilnahme: 27 von 31 Krankenhäusern mit 95% der Akutbetten. Ergänzend retrospektives Screening über klinische Chemie und DRG-System.

Ergebnis: Insgesamt 153 AP in 54 Tagen; Gesamt-Inzidenz: 34,8 Fälle/100 000 Einwohner/Jahr (P1: 43; P2: 35,5; P3: 25,9); Geschlechterverteilung m/w 2,2/1. Alter: 53,7±16,3 Jahre (Median 51,5). Unter den gesicherten Ätiologien: 43% äthyltoxisch, 38% biliär; 20% bisher unklar. AAP war signifikant (je p<0,001) mit männlichem Geschlecht und jüngerem Alter, biliäre AP mit höherem Alter assoziiert.

Schlussfolgerung: Die hervorragende Kooperation mit 27 Kliniken ermöglichte eine nahezu lückenlose Erfassung prospektiver Daten zur Inzidenz/Ätiologie der AP in einem deutschen Ballungsraum. Die Inzidenz war um 76% höher als bisher angegeben. Entgegen unserer Hypothese war der Anteil AAP während des Oktoberfestes signifikant niedriger (p=0,046) als in den Vergleichszeiträumen. Um den Einfluss des Oktoberfestes auf den Anteil der AAP statistisch exakt zu verifizieren sind weitere multivariante Analysen unter besonderer Berücksichtigung weiterer bayerischer lokaler Festivitäten erforderlich.