Z Gastroenterol 2009; 47 - P266
DOI: 10.1055/s-0029-1241516

Procainhydrochlorid als effektive Schmerztherapie bei akuter Pankreatitis: eine randomisierte, Placebo-kontrollierte Studie

J Keller 1, UM Henniges 1, M Kahl 1, I Koop 2, P Layer 1
  • 1Israelitisches Krankenhaus, Medizinische Klinik, Hamburg, Germany
  • 2Evangelisches Amalie Sieveking-Krankenhaus, Innere Medizin – Gastroenterologie, Hamburg, Germany

Einleitung: Die i.v. Gabe von Procainhydrochlorid (PH) wird traditionell zur Schmerztherapie bei akuter Pankreatitis eingesetzt, ohne dass seine Wirksamkeit in Placebo-kontrollierten Studien belegt wäre.

Ziele: Untersuchung der Wirksamkeit von PH auf die Schmerzintensität und den Bedarf an zusätzlichen Analgetika bei Patienten mit akuter Pankreatiis (AP) im Vergleich zu Placebo.

Methodik: Patienten (Pat.) mit AP oder einem akuten Schub einer chronischen Pankreatitis erhielten initial 500mg Metamizol und dann randomisiert, doppelblind entweder Placebo oder PH 2g/24h i.v. über 72h. Die Pat. erhielten bei Bedarf jederzeit zusätzliche Medikation (standardisiert Metamizol und/oder Buprenorphin). Schmerzintensität (visuelle Analogskala, VAS), Komplikationen und Laborparameter wurden zu Beginn und dann alle 24h über 72h erhoben. Die statistische Auswertung erfolgte mittels multivariater Sensitivitätsanalysen (Parameter: Änderung der Schmerzintensität in % nach 72h im Vergleich zum Basalwert und Zahl der zusätzlichen Analgetika).

Ergebnis: 44 Pat., davon 17 Frauen nahmen an 6 Zentren teil. 23 Pat. erhielten PH, 21 Placebo. Beide Gruppen unterschieden sich zu Beginn nicht hinsichtlich relevanter Parameter. Die Schmerzreduktion war unter PH signifikant größer als unter Placebo (VAS PH -70,8% vs. Placebo -51,1%, p<0,05) und ein höherer Anteil erreichte unter PH nach 72h eine mindestens 50%ige Schmerzreduktion (Abb.), trotz höherer analgetischer Zusatzmedikation in der Placebogruppe. Dementsprechend ergab die multivariate Sensitivitätsanalyse eine signifikante Überlegenheit für PH. Besonders ausgeprägt war der PH-Effekt bei alkoholischer Genese und BMI >25,5kg/m2.

Schlussfolgerung: PH ist ein effektives Analgetikum und reduziert den zusätzlichen Schmerzmittelbedarf bei Pat. mit AP im Vergleich zu Placebo. Der Effekt ist besonders ausgeprägt bei alkoholischer Genese und übergewichtigen Pat. Diese Befunde rechtfertigen größere randomisierte Studien.

Minderung der Schmerzintensität: PH vs. Plac.