Sprache · Stimme · Gehör 2009; 33(4): 161
DOI: 10.1055/s-0030-1247178
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Gesangsstimme - Neue Kurzform des Singing-Voice-Handicap-Index

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Publication Date:
15 January 2010 (online)

 

Um den besonderen Problemen der Gesangsstimme gerecht zu werden, wurde aus dem Voice Handicap Index (VHI) der Singing Voice Handicap Index (SVHI) entwickelt. Cohen et al. erstellten hieraus nun eine Kurzform, die mit nur 10 Fragen eine ähnliche Genauigkeit aufweist. Laryngoscope 2009; 119: 1864–1869

Sänger unterscheiden sich von Nicht-Sängern durch die professionelle Nutzung der Stimme und gegebenenfalls, aber nicht notwendigerweise, durch eine Ausbildung der Stimme. Durch die besonderen professionellen Belastungen und Ansprüche erleben Sänger eventuelle Einschränkungen von Stimmqualität, Stimmquantität und Belastungsfähigkeit viel empfindlicher und differenzierter als Laien bzw. Gelegenheitssänger. Der bekannte VHI wird den besonderen Problemen der Gesangsstimme nicht gerecht, weswegen als Ergänzung der SVHI entwickelt wurde.

Beide Fragebögen, VHI und SVHI, enthalten 36 Fragen zu physischen, funktionellen und emotionalen Folgeerscheinungen stimmlicher Einschränkungen. Die Fragen orientieren sich an den häufigsten im Anamnesegespräch vorgetragenen Beschwerden. Die Beantwortung von 36 Fragen empfinden jedoch viele Patienten als zu belastend, besonders, wenn der Fragebogen im Verlauf einer Behandlung wiederholt ausgefüllt werden soll. Um die Anzahl der Fragen auf ein Mindestmaß zu beschränken, suchte man beim VHI nach statistischen Korrelationen zwischen den verschiedenen Antworten und stellte so große Redundanzen bei den Fragen fest, dass man sie auf 10 reduzieren konnte (VHI-10).

Diese Idee der Reduktion auf 10 Fragen wurde nun für den SVHI aufgegriffen. Für die Auswahl der Fragen wurde 1. das statistische Verfahren der Hauptkomponentenanalyse und 2. ein Ranking der Fragen nach subjektiver Wichtigkeit durch einen Expertenkonsensus durchgeführt. Man hielt also die Kombination eines objektiven statistischen Verfahrens mit einem subjektiven Expertenurteil für besser als ein objektives Verfahren allein. Die zunächst wichtigsten 16 Fragen wurden durch Elimination von 6 Fragen mit der höchsten Korrelation mit den anderen Fragen reduziert, so dass die a-priori willkürlich festgelegte Zahl von 10 Fragen als SVHI-10 übrig blieb.

Beide Fragebögen, den traditionellen SVHI und den neuen SVHI-10, untersuchte man auf Übereinstimmung an 91 dysphonen Sängern/Sängerinnen. Es handelte sich um Gesangsstudenten, Gesangslehrer, Sänger mit abgeschlossener Ausbildung und Amateursänger verschiedener Sparten. Die Ursachen der Dysphonien waren zu 77% organische Ursachen (z.B. Stimmlippenlähmungen, Laryngitis, Gefäßektasien, gastro-laryngealer Reflux, Stimmlippennarben nach Operationen) und zu 23% funktionelle Ursachen (z.B. die sogenannte hyperfunktionelle Dysphonie (Muscle tension dysphonia) oder Vocal cord dysfunction). Die innere Konsistenz (Cronbach’s Alpha) betrug beim SVHI 0,97 und beim SVHI-10 0,94, war also fast genauso gut. Die Retest-Reliabilität des SVHI-10 war 0,86, ein sehr guter Wert. Die Konstruktionsvalidität im Vergleich mit dem VHI-10 wurde durch eine Spearman-Rangkorrelation ermittelt und betrug 0,7.

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