Pneumologie 2010; 64 - P92
DOI: 10.1055/s-0030-1251348

Überraschende Histologie eines Lungentumors

M Prediger 1, J Kluge 1, T Laube 1, S Köhler 1, R Kulka 1, F Theissig 1
  • 1Carl-Thiem-Klinikum Cottbus

Kasuistik: Wir berichten über einen 68-jährigen Patienten, der sich zur weiteren Abklärung einer endobronchialen Raumforderung im linken Hauptbronchus in unserer Betreuung befand. Der Patient hatte bei Aufnahme einen fieberhaften Infekt der oberen Atemwege, verbunden mit Hämoptysen. Zusätzlich bestand eine progrediente Belastungsdyspnoe. Eigenanamnestisch bekannt ist ein Nikotinabusus mit 20 Packungsjahren. Die stationäre Aufnahme erfolgte in einem auswärtigen Krankenhaus. In der dort durchgeführten flexiblen Bronchoskopie zeigte sich ein endobronchialer Tumor, welcher den mittleren Teil des linken Hauptbronchus komplett verschloss. Die Histologie ergab das Bild einer ausgeprägten Nekrose. Es erfolgte die Verlegung des Patienten in unsere Klinik. Im CT-Thorax zeigte sich ein Tumor im linken Hauptbronchus mit Kompression in diesem Bereich, sowie ein Umwachsen des linken Lungenunterlappens durch den Tumor mit Ausbildung einer Atelektase. Lungenfunktionell war eine kombinierte Ventilationsstörung nachweisbar. Mittels starrer Bronchoskopie erfolgte bei Totalatelektase der linken Lunge eine Rekanalisation des linken Hauptbronchus. Im Ergebnis der histologischen Aufarbeitung wurde die Diagnose eines undifferenzierten, pleomorphen Sarkoms mit Riesenzellen gestellt. Nach Ausschluss einer Fernmetastasierung durch eine PET-CT Untersuchung und bronchoskopischen Stufenbiopsien bis zur distalen Trachea wurde der Patient linksseitig pneumonektomiert. Im OP-Präparat zeigte sich das histologische Bild eines sarkomatoiden Karzinoms. Drei Monate nach der Pneumonektomie wurde der Patient in einem auswärtigen Krankenhaus bei Hämorrhoiden 4. Grades operiert. Die histologische Aufarbeitung des vermeintlichen Hämorrhoidalknotens ergab eine Metastase des sarkomatoiden Karzinoms der Lunge. Nach der Morphologie sollte man den Tumor sarkomatoides Karzinom nennen, da es in der WHO-Klassifikation ein Plattenepithelkarzinom mit mesenchymaler Metaplasie nicht gibt.