Zentralbl Chir 2010; 136(6): 612-615
DOI: 10.1055/s-0030-1262625
Kasuistik

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart ˙ New York

Der Kaskadenmagen – eine seltene Ursache der Magenentleerungsstörung

Cascade Stomach – A Rare Cause of Gastric PseudoobstructionM. E. J. Sachs
  • 1Interdiszplinäres Facharztzentrum Stresemannallee, Bereich Chirurgie, Frankfurt am Main, Deutschland
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
22. Dezember 2010 (online)

Einleitung

Bei einem „Kaskadenmagen“ handelt es sich um eine seltene Form- bzw. Lageanomalie des Magens unbekannter Ätiologie, bei der der Magenfundus nach dorsal (dorsale Kaskade) oder nach ventral (ventrale Kaskade) disloziert ist. Im Röntgenbild stellen sich dann zwei übereinander (in der a. p.-Aufnahme) oder nebeneinander (im seitl. Strahlengang) projizierende Füllungssäcke dar, deren oberer (Fundus) eine Spiegelbildung aufweist ([Abb. 1]). 

Abb. 1 Schematische Darstellung der Röntgenmorphologie bei Kaskadenmagen: der Magenfundus ist nach dorsal verlagert. Im Röntgenbild stellen sich zwei übereinander (in der a. p.-Aufnahme) oder nebeneinander (im seitl. Strahlengang) projizierende Füllungssäcke (Doppelkontur) dar, deren oberer eine Spiegelbildung aufweist, da der Speisebrei sich zunächst im Magenfundus ansammelt (aus: Zehbe 1917 [1]).

Es wird über einen 48-jährigen Patienten mit Kaskadenmagen berichtet, der seit 20 Jahren über postprandiales Druckgefühl und Aufstoßen klagt und bei dem die Entleerung des Magens nach dem Essen von festen Speisen – wohlgemerkt seit 20 Jahren – nur im Liegen und in Rechtsseitenlage möglich war. Die vom Patienten beschriebene Entleerung des Magens in Rechtsseitenlage konnte radiologisch im Breischluck (MDP) eindeutig verifiziert werden ([Abb. 2]). Aufgrund der klinischen, endoskopischen und radiologischen Befunde wurde (vom Autor) eine Resektion des nach dorsal dislozierten Fundus durchgeführt. Seitdem ist der Patient abdominell beschwerdefrei. 

Abb. 2 Präoperative Röntgen-Magen-Darm-Passage (schräge Aufnahme) des 48-jährigen Patienten mit ausgeprägter dorsaler Magenkaskade (Doppelkontur): Von der Kardia gelangt das Kontrastmittel direkt in den Magenfundus. Eine Entleerung des Magenfundus ist nur in Rechtsseitenlage möglich, keine axiale Hernie.

Literatur

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  • 7 Holle F. Spezielle Magenchirurgie. Berlin, Heidelberg, New York: Springer; 1968
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  • 9 Eiselsberg  v A F. Zur Casuistik des Sanduhrmagens.  Verh Dtsch Ges Chir. 1899;  28 512-523
  • 10 Rieder H. Die Sanduhrformen des menschlichen Magens mit besonderer Berücksichtigung der Röntgen-Untersuchung. Wiesbaden: Bergmann; 1910
  • 11 Mörike K D. Über den Kaskadenmagen [Dissertation]. Göttingen: Universität 1941
  • 12 Faulhaber M. Die Röntgendiagnostik der Magenkrankheiten. Halle a. S.: Marhold; 1914
  • 13 Battisti G, Natali G, Manno A et al. “Cascade stomach”: Laparoscopic treatment.  Endoscopy. 1998;  30 92-93
  • 14 Hüttl T P, Obeidat F WF, Parhofer K G et al. Operative Techniken und deren Outcome in der metabolischen Chirurgie: Sleeve Gastrektomy.  Zentralbl Chir. 2009;  134 24-31

Prof. Dr. med. M. E. J. Sachs

Konsiliararzt Krankenhaus Sachsenhausen · Interdiszplinäres Facharztzentrum Stresemannallee · Bereich Chirurgie

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